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Für viele scheint es nicht verständlich zu sein, wie Menschen durch das Mitmachen bei einem Stierlauf das eigene Leben in Gefahr bringen. Einige dagegen hoffen sogar, dass durch vermehrte Unfälle bei derartigen Stierläufen, die Attraktivität für derartige Veranstaltungen sinkt.

Nun muss man sich aber ernsthaft vor Augen halten, dass die Gefahr, die darin besteht durch einen Stier verletzt oder gar getötet zu werden, hier den Reiz eines Stierlaufes ausmacht. Dabei ist dies kein selbstmörderisches Vorhaben, auch wenn es für einige und insbesondere für zahlreiche Stiergegner auf den ersten Blick so ergeben mag.

Hier ist es auch wie bei den zahlreichen Extremsportarten so, dass man versucht an das so genannte “Limit” zu gehen. An jenen Grenzbereich, dem einen die Natur oder das eigene Können gibt, bzw. beschränkt. Man möchte über sich hinaus wachsen und Grenzerfahrungen erleben. Hier heißt es neue Belastbarkeiten für Körper und Geist auszuprobieren, auszuloten und zu erfahren.

Schon Kinder versuchen sich zu beweißen und loten ihre Belastungsgrenzen aus. Dies tun sie oft in so genannten Mutproben, wo es nicht nur um die körperlichen Grenzen geht, sondern auch um die geistigen Grenzen. Es geht darum sich etwas zu trauen, auch um gegenüber den anderen Kindern bestehen zu können, Ansehen in der Gruppe zu erlangen und den eigenen Status zu erhalten oder zu verbessern. Schon als Kinder versuchen wir nicht nur uns alleine immer wieder zu übertreffen sondern auch in der Gruppe zu bestehen.

In zahlreichen Kulturen gibt es so genannte Initiationsriten, wo der Junge und das Mädchen durch ein Ritual zu Mann und Frau werden. Im alten Griechenland auf der Insel Rhodos bestand der Initiationsritus darin, dass junge Männer, nackt einen Salto über einen ausgewachsenen Stier machen musste. War dieser Initiationsritus geschafft, wurden sie nun als erwachsene Männer angesehen und auch als solche in der Gesellschaft aufgenommen. Die Kindheit war für sie nun vorbei und ein neuer Lebensabschnitt begann für sie.

Initiationsriten sind in unserer heutigen Zeit weitergehend verschwunden, aber der Drang sich zu beweißen, neu Grenzerfahrungen zu sammeln und die eigenen Grenzen zu erfahren sind immer och ein Bestandteil der menschlichen Natur. Dabei ist es ganz egal ob es sich um den Stierlauf handelt, Rennen, Klettern usw. es gibt zahlreiche

Was den Stierlauf natürlich zu etwas besonderem macht, ist der so genannte Gegner. Der Stier ist wie ich schon oben ausgeführt habe, in mehreren Kulturen ein Symbol für Kraft und Männlichkeit. Sich mit ihm zu messen ist eine noch größere Mutprobe als mit einem Menschen. Knapp eine halbe Tonne Lebendgewicht und eine Nackenmuskulatur die jeden Menschen wie ein Spielzeug umherzuwirbeln vermag. Dazu kommen noch die Hörner die ohne weiteres in den Körper eines Menschen eindringen und ihn somit tödlich verletzen können. Dann ist da die Natur eines Stieres, der wenn einmal gereizt, erbarmungslos seinen Gegner angreift.

Dies ist eine Mutprobe, ein extremer Wettkampf, der vergleichbares sucht, aber nicht findet.

Tragisch dabei ist, dass zwar am Ende die Verletzungen oder gar der Tod, wenn er denn bei einem Stierlauf und Encierro passiert, zwar von einem Stier zugeführt werden, aber in den seltensten Fällen sie die Ursache sind. Selbst als erfahrener Läufer ist man inmitten von zahlreichen anderen Läufern unterwegs und gerade diese bergen die Gefahr. Nicht nur durch die unerfahrenen Läufern wird hier der Lauf zum Risiko, sondern auch durch die Menge der Läufer entwickelt sich oft eine Eigendynamik, welcher man als einzelner nicht mehr entgehen kann.

Stolpert ein Läufer im dichtem Gedränge, stolpern unweigerlich auch dahinter laufende Läufer und wenn dann ein Stier im Lauf ebenfalls nicht mehr abbremsen kann, dann hat schon so oft ein einzelner Huftritt auf den Kopf das Leben eines Läufers gekostet. Dies ist alles andere als ein heldenhafter Tod und hat so rein gar nichts von einem Zweikampf in dem man sich beweißt.

In der Masse mit zu laufen hat zwar den Vorteil auch gedeckt zu sein und untertauchen zu können, aber ebenso in dieser Gruppendynamik die Fehler zu teilen und dann auch zu bezahlen.

Und doch gibt es dann jene, die nach dem Encierro in der Arena oder in den Dörfern und Städten Spaniens in den abgeschlossenen Bereichen, sich alleine einem Stier stellen. Die einen versuchen verstohlen, wenn der Stier vorbeiläuft das Hinterteil zu berühren. Die anderen gehen dies offensiv an und ädern sich hierbei dem Stier von hinten um ihn dann hinten zu berühren und bevor der Stier die Drehung schafft, sich in Sicherheit zu bringen.

Andere wiederum machen selbiges jedoch von vorne um den Stier bei den Hörnern, bzw. bei einem Horn zu packen.

Andere gar machen es den alten Griechen gleich und springen von vorne über den Stier sobald er zum Angriff über geht und seinen Nacken senkt um den Gegner mit seinen Hörnern aufzuspießen.

Hier macht man sich ebenso wie beim traditionellem Stierkampf die eingeschränkte Sichtweise des Stieres zunutze und ebenso seine Trägheit, sich um die eigenen Achse drehen zu können. Aber selbst mit diesem Wissen, sollte man vorsichtig sein, denn jeder Stier reagiert anders und wer hier einen Fehler macht, kann schnell den letzten Fehler seines Lebens begangen haben.

Ich kann jeden nur davon abraten einen derartigen Stierlauf ohne jegliche Kenntnis und Erfahrung mitzumachen. Zuerst einmal heißt es beobachten und lernen und dass bitt auf Distanz. Spanier die den Stierlauf mitmachen kennen dieses schon von Klein auf, sehen ihn schon als Kinder Jahr für Jahr und wissen worauf es ankommt. Wer als Tourist meint da schnell mal mitlaufen zu können ist selbst an dem schuld was ihm später widerfährt oder was er durch sein Unwissen später anderen antut.

Dann gibt es in zahlreichen Städten und Dörfern eine abgeschwächte Form des Stierlaufes mit Kühen. Diese sind weniger gefährlich, da sie weniger wiegen und auch nicht den Tötungs- Kampfinstinkt der Stiere haben. Mann sollte wirklich erst einmal Läufe mit Kühen machen, bevor man sich an die mit den Stieren heranwagt. So kann man langsam und mit Bedacht Erfahrung sammeln und vor allem auch den nötigen Respekt den ein solches Tier gebührt, zumindest was das Gefahrenpotential angeht. Denn viele unterschätzen die Gefahr eines ausgewachsenen Stieres und gerade ein Fernsehbild verbirgt oft die tatsächlichen Relationen eines Kampfstieres. Bedenken sollte man vor allem auch, dass bei einer derartigem Stierhatz nicht nur ein Stier zugange ist, sondern gleich ein Rudel dieser gefährlichen Tiere.

Das man dabei nüchtern sein sollte und die passende Kleidung wie auch das passende Schuhwerk sollte ich von alleine verstehen. Leider wächst bei vielen der Mut nur mit dem Alkohol was Reflexe wie auch Vorsicht in gefährliche, fast fahrlässige Regionen bringt. Unter derartigen Gesichtspunkten trauen sich derartige Leute dann auch mit Sandaletten oder langen, unter Schweiz klebenden Jeans vor die Stiere.

So begegnet man einer mit zwei tödlichen Hörnern ausgestatteten, lebendigen 500 Kilogramm schweren Muskelmasse aber nicht. Und schon gar nicht wenn diese im Rudel auftauchen.

Der Steirlauf ist in seiner Art einzigartig, aber gerade deshalb sollte man sich auf ihn ebenso vorbereiten wie auf andere, derartige Dinge. Niemand besteigt ohne vorher ein paar Jahre intensiv trainiert zu haben einen Berg oder geht gleich eine steile Wand beim Freeclimbing an. Niemand der bei Verstand ist setzt sich ohne richtig fahren zu können auf ein 100 PS Motorrad und versucht damit ein Rennen zu fahren. Es ist ratsam beim Stierlauf die gleiche Vorsicht und Stück für Stück Herangehensweise walten zu lassen. Alles andere hat wenig mit Mut zu tun als vielmehr mit Dummheit!

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Ein wahres Wort, ganz ohne Schimpfe auf die Stierhatz.

Dem kann ich mich nur Anschliessen!

Wobei das allen Gegner von solchen Veranstaltungen noch gesagt sein soll:

Der Stierkampf gehoert zu Spanien wie die Costa, die Sonne und der weite sternenbedeckte Himmel und was waere Spanien ohne diese Dinge?

Ein Land wie jedes andere auch, aber bestimmt nicht meine Heimat und mein Traumland.

Allioli

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