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Weniger Gewalt in Spanien gegen Frauen, als in Deutschland?


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Gewalt gegen Frauen wird gerne verharmlost, verschwiegen oder auch komplett verdrängt und dies auch von der Politik. Wie erschreckend dies jedoch zum Teil ist, zeigt ein Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA). Und mit Frauen sind hier nicht nur erwachsene Frauen gemeint, sondern auch körperliche, sexuelle und psychischer Gewalt, welche Frauen seit ihrer Kindheit erfahren.

In der Studie gehört Spanien zu jenen 5 Ländern, mit der niedrigsten Gewalt gegen Frauen. Überhaupt schnitt hier der Süden recht gut ab, wogegen die nordischen Länder, wie auch Schweden, Finnland und Dänemark die Schlusslichter sind. Deutschland liegt hierbei über dem Durchschnitt.

Nun muss man aber vorsichtig sein, wie diese Aussagen der Frauen interpretiert werden, denn auch sie hängen hier stark von der jeweiligen Sichtweise der Frauen ab, welche wiederum kulturell geprägt sind. So kann es sein, dass die emanzipierten nordischen Frauen, eher bereit sind über Gewalttaten zu sprechen und diese zu thematisieren.

In der Studie zeigt sich aber auch, dass die spanischen Frauen durchaus das Problem der Gewalt gegen Frauen deutlicher wahrnehmen, als zum Beispiel Deutsche Frauen. Hier dürfte interessant sein, wie die Rolle der Frauen und Frauen sich selbst in Spanien und Deutschland sehen.

Aber um gegen die Gewalt an sich vorzugehen, reicht es schon aus deutlich zu machen, was die allgemeinen Faktoren sind und wie man gegen sie vorgehen kann.

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Die Gewalterfahrung der Frauen ist dabei erschreckend:

  • 33 % der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. Dies entspricht etwa 62 Millionen Frauen.
  • 22 % der Frauen haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft erlebt.
  • Eine von 20 Frauen (5 %) ist seit ihrem 15. Lebensjahr vergewaltigt worden. Fast jede zehnte Frau, die sexuelle Gewalt außerhalb der Partnerschaft erfahren hat, gab an, dass mehrere TäterInnen an dem schwerwiegendsten Vorfall beteiligt waren.
  • 43 % der Frauen waren entweder durch den/die aktuelle/n oder eine/n frühere/n PartnerIn psychischer Gewalt ausgesetzt. Der Missbrauch bestand unter anderem darin, dass Frauen öffentlich bloßgestellt wurden oder das Haus nicht verlassen durften oder eingesperrt wurden, dass sie gegen ihren Willen pornografische Filme ansehen mussten und ihnen Gewalt angedroht wurde.
  • 33 % der Frauen haben in der Kindheit körperliche oder sexuelle Gewalt durch eine/n Erwachsenen. 12 % der Frauen waren in der Kindheit von sexueller Gewalt betroffen, die in der Hälfte der Fälle von fremden Männern ausgeübt wurde. Bei diesen Formen des Missbrauchs handelt es sich typischerweise um Fälle, in denen Erwachsene ihre Genitalien zeigen oder die Genitalien oder Brüste des Kindes berühren.
  • 18 % der Frauen haben seit dem 15. Lebensjahr Stalking erlebt; bei 5 % der Frauen war dies innerhalb der letzten 12 Monate vor der Befragung der Fall. Dies bedeutet, dass etwa 9 Millionen Frauen in der EU von Stalking betroffen sind. 21 % der Stalking-Opfer gaben an, dass die Belästigung länger als zwei Jahre andauerte.
  • 11 % der Frauen haben bereits unangemessene Annäherungsversuche in den neuen sozialen Medien erlebt oder erhielten E-Mails oder SMS-Nachrichten mit eindeutig sexuellem Inhalt. Unter den jungen Frauen (18–29 Jahre) waren es 20 % die bereits Opfer von solchen Formen der Online-Belästigung wurden.
  • 55 % der Frauen haben irgendeine Form der sexuellen Belästigung erlebt. 32 % der Opfer sexueller Belästigung nannten als TäterInnen Vorgesetzte, Kollegen und Kolleginnen oder Kunden und Kundinnen.
  • 67 % meldeten die schwerwiegendsten Gewaltvorfälle innerhalb einer Partnerschaft nicht der Polizei oder einer anderen Organisation.
     

Damit die Kritik nicht einfach verhallt, wurden auch die folgenden Punkte als Gegenmaßname vorgeschlagen:

  • Die EU-Mitgliedstaaten sollten das Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt, die sogenannte Istanbul-Konvention, ratifizieren.
  • Die EU-Mitgliedstaaten sollten Gewalt in der Partnerschaft als gesellschaftliches und nicht als privates Problem anerkennen. Vergewaltigung in der Ehe sollte in der Gesetzgebung aller EU-Mitgliedstaaten der Vergewaltigung in allen anderen Fällen gleichgestellt, und häusliche Gewalt sollte mit Nachdruck geahndet werden.
  • Die EU-Mitgliedstaaten sollten den Anwendungsbereich ihrer rechtlichen und politischen Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung überprüfen. Diese müssen der Tatsache Rechnung tragen, dass sexuelle Belästigung überall auftritt und über unterschiedliche Medien, etwa das Internet oder Mobiltelefone, erfolgen kann.
  • Polizisten, medizinisches Fachpersonal, Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Opferhilfe-Einrichtungen müssen geschult und mit den notwendigen Mitteln und Befugnissen ausgestattet werden, damit sie die Gewaltopfer unterstützen können.
  • Schulungen bei der Polizei und anderen relevanten Einrichtungen sollen sicherstellen, dass die Personen, die mit Gewaltopfern in Berührung kommen, die Auswirkungen psychischen Missbrauchs erkennen und verstehen. Jegliche Form von Gewalt gegen Frauen und Mädchen in verschiedenen Umfeldern sollte aufgedeckt, gemeldet und geahndet werden können.
  • Die Polizei sollte dazu angehalten werden, routinemäßig Fälle aufzugreifen und zu untersuchen, bei denen Online-Stalking und Online-Belästigung eine Rolle spielen.
  • Internet-Provider und Plattformen für soziale Medien sollten Opfer von Online-Belästigung aktiv bei der Meldung von Missbrauchsfällen unterstützen. Sie sollten dazu aufgefordert werden, solch unerwünschtes Verhalten einzudämmen.
  • Spezielle Opferhilfe- oder Opferschutzeinrichtungen sollten Betreuungsangebote für Gewaltopfer bereitstellen, die die Opfern bei der Bewältigung der psychischen Folgen einer Gewalterfahrung, wie zum Beispiel andauernde Schuld- und Schamgefühle, unterstützen.
  • Sensibilisierungskampagnen und Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen müssen sich sowohl an Männer als auch an Frauen richten. Männer sollten konstruktiv in Initiativen gegen die von einigen Männern verübte Gewalt gegen Frauen eingebunden werden.
  • Es ist zenral die Datenerhebung zu Gewalt gegen Frauen in den EU-Mitgliedstaaten zu verbessern und zwischen den Mitgliedstaaten zu harmonisieren.

Die Zahlen zur Studie wurde wie folgt ermittelt:

  • Für die Erhebung wurden über 42 000 Frauen in den 28 EU-Mitgliedstaaten befragt. Die Nettostichprobengröße umfasste 1 500 Befragte je Land (außer in Luxemburg, wo eine Nettostichprobengröße von 900 Befragten zugrunde gelegt wurde). Die Befragten waren zum Zeitpunkt der Interviews zwischen 18 und 74 Jahre alt.
  • Alle Befragten wurden zufällig ausgewählt und die Ergebnisse der Erhebung sind sowohl auf EU-Ebene als auch auf nationaler Ebene repräsentativ.
  • Die Fragen bezogen sich auf Erfahrungen und Vorfälle seit dem 15. Lebensjahr und in den 12 Monaten vor der Befragung.
  • Das Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt (Istanbul-Konvention) zielt auf einen besseren Schutz von Frauen ab, die Opfer von geschlechtsbezogener Gewalt geworden sind. Bislang haben lediglich Österreich, Italien und Portugal das Übereinkommen ratifiziert, das von 17 EU Mitgliedstaaten unterzeichnet wurde.
  • Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) bietet EntscheidungsträgerInnen auf EU  und nationaler Ebene faktengestützte Grundrechtsberatung an und trägt so dazu bei, dass im Bereich der Grundrechte eine fundiertere Debatte geführt und gezieltere politische Maßnahmen getroffen werden können.

Die ausführliche Studie kann man hier nachlesen: http://fra.europa.eu/sites/default/files/fra-2014-vaw-survey-at-a-glance_de_0.pdf

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Man muß heutzutage sehr vorsichtig sein mit Formulierungen denn sonst wird man gnadenlos in eine Ecke gestellt die nicht schön ist - und falsch dazu

aber kann man  hier ein Multi-Kulti Land wie Deutschland vergleichen mit den skandinavischen Ländern oder einem katholischen Land wie Spanien ???

In den Medien steht sehr viel dazu - auch wo es überwiegend vorherrscht.

Hat jemand schon einmal in einer türkischen Kneipe türkische Frauen gesehen ? Ich nicht.  Haben Sie kein Recht dorthin zu gehen ???

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Da stimme ich Dir zu Kurtchen. Es kommt aber noch was bedeutendes dazu bei der Erhebung dieser Studie. Ich habe in den englischen Nachrichten den ganzen Tag verfolgen können wie der Bericht verfasst wurde. Da wurden z.B. Aussagen von Nachbarn hinzugezogen die von jemandem gehört haben der ihnen erzählt hat, dass vielleicht in dieser Familie "gewalttätige Ausschreitungen" vorgekommen sein. Damit hier kein falscher Eindruck entsteht, wo Gewalt herrscht, ob in oder außerhalb der Familie, läuft etwas grundlegendes verkehrt. Aber was bringt ein Bericht, der unter "unseriösen" Aufzeichnungen erstellt wurde und was ist das Resümee eines solchen Berichtes. Ändert sich etwas?

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Multi-Kulti Länder wie ……..Da ergeben sich doch einige?????

Es zu schaffen mit einer einfachen Telefonnummer 016

in einem Macho-Land wie ES (mit teilweise Vorurteilen behaftet)

Maltratro massiv entgegen zu wirken, braucht Nachahmung

Alltagsgewohnheiten / Kultur / sowie Verhalten von beiden Geschlechtern

Bewusst vorab beiseite geschoben, um ein Zerpflücken vom Thema nicht im Wege zustehen.

Bearbeitet von Tiza
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