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  • Joaquin

    Mir ist klar, dass dies ein sehr kontroverses Thema ist. Ich möchte hier ein paar wissenswerte Dinge rund um den Stierkampf erzählen, oft auch Kleinigkeiten, von denen man in Büchern nichts liest. Auch der Ablauf einer corrida de toros wird beschrieben. Am Ende findet man ein paar praktische Tipps wenn man eine corrida besuchen möchte. Ich bin bewusst nicht auf die Geschichte der corrida de toros eingegangen, dies würde den Rahmen hier sprengen.

    Ich benutze hier einige spanische Worte resp. Fachausdrücke. Weiter hinten findet man auch ein Vokabular. Nur soviel zu Beginn - ich schreibe hier von plaza (genau plaza de toros), damit ist natürlich die Arena gemeint (Arena heisst auf spanisch Sand und wird nicht für das Gebäude benutzt). Auch ist die Rede von matador für den Mann, der den Stier tötet, natürlich betrifft dies aber auch den novillero - (Jungmatador). Der Ausdruck torero beinhaltet alle aktiven Teilnehmer, also matador/novillero, aber auch banderilleros und picadores. (Ein torrero mit zwei r- wie oft fälschlich auf deutsch geschrieben - ist übrigens ein Turmwächter...). Spanische Worte schreibe ich - der Sprache folgend - klein, so auch die im Deutschen gebräuchlichen Worte matador oder torero.

     

    Ziele der corrida de toros

    Parar – templar mandar – die Grundlagen der Tauromaquia.

    Parar = den wilden Stier, dessen Instinkt auf Angriff steht, zu bremsen.

    Templar = den nun bereits etwas gesammelten Stier zu beruhigen.

    Mandar = das wilde Tier soweit zu bringen, dass es dem Willen des körperlich unterlegenen Menschen folgt. Diese Arbeit erfolgt mit der muleta im dritten Teil des Kampfes, wo der Stier dem Tuch bis zum Höhepunkt, dem Todesstoss, folgt. Ohne Tod des Stieres wäre dies letztendlich der absolute Sieg des Tieres über den Menschen.

    Pro + Contra

    Was spricht für die corrida de toros – ohne corrida würde die Zucht dieses Tieres eingestellt, da sie nur als Fleischproduzent zu aufwendig ist und der Stier selbst zu gefährlich. Der toro bravo ist eine der wenigen wenn nicht die einzige noch erhaltene Rasse, die auf das alte Ur-Rind zurückgeht und. Mit dem toro bravo würden in Spanien auch riesige Ländereien mit Korkeichen und ähnlichen schützenswerten Gewächsen verschwinden. Das Argument, dass diese Rinderrasse auch ohne corrida de toros weitergezüchtet würde greift nicht, es kann sich rein finanziell kein Züchter leisten, so eine wilde Rasse, die grosse Ländereien braucht, nur fürs Schlachthaus zu züchten. Auch würden die Tiere - ausser ein paar Zuchtstiere - gar nicht erst fünf Jahre alt.

    Natürlich könnte die Menschheit ohne corrida de toros auskommen. Wie gesagt, die Weideflächen würden verschwinden und somit auch die Landflächen, die auch Heimat vieler zum Teil noch seltener Tiere sind, Vogelarten, aber z.B. auch Chamäleone usw. Die Arenen würden verfallen, abgerissen oder für andere Zwecke gebraucht und viele Menschen würden erst mal arbeitslos. Es würde ein spanisches Kulturgut - vom König als solches eingestuft - verschwinden.

    Oft wird mir die Frage gestellt, warum man an corridas geht. Ich glaube eine schlüssige Antwort darauf kann niemand geben, es ist eine Faszination des Zusammenprallens zwischen Mensch und Tier, Kultur und Natur, die Dominanz des Geistes über die pure, rohe Kraft. Und dabei immer das Suchen nach der "perfekten faena" - der perfekten und eleganten Arbeit.

    In Mitteleuropa hört man oft den Ausdruck "blutrünstiges Publikum", es wird unterstellt, dass alle Leute an corridas gehen, weil es ihnen Spass macht Tiere zu quälen, man hat den aficionados auch schon vorgeworfen, ihre Kinder zu schlagen und ähnlichen Unsinn. Ich denke, bevor man sich zu solchen dümmlichen Aussprüchen hinreissen lässt sollte man wirklich eine corrida besuchen und sich mal im Publikum umsehen.

    Oft wird von Stierkampfgegnern ins Feld geführt, ohne ausländische Touristen gäbe es keine corrida de toros mehr. Auch das stimmt so nicht, denn die bekanntesten Kämpfe, mit regelmässig vollen Arenen finden in Gegenden statt, in denen nur wenig Tourismus herrscht. Ich glaube kaum, wenn im Sommer in Bilbao die plaza mehrere Tage mit jeweils rund 15'000 Menschen gefüllt ist, dass dies vor allem Ausländer sind. Dasselbe gilt auch für Orte wie San Sebastián, Albacete usw. und auch Madrid dürfte kaum einen Monat lang zu San Isidro im Mai/Juni täglich 23'000 Ausländer mobilisieren. Übrigens gibt es auch Gegenden in Spanien, in denen die corride de toros nie Fuss gefasst hat, Galicia und Asturia.

    Schmerz – da der Stier in einer absoluten Ausnahmesituation ist, von der Herde getrennt und auf unbekanntem Gebiet, greift er an, der Adrenalinspiegel steigt. Dies hält ca. 20 Minuten an und ist mit ein Grund, warum der Stier nach dieser Zeit tod sein sollte. Es wurden schon wissenschaftliche Untersuchungen gemacht mit Sensoren über das Schmerzverhalten und festgestellt, dass der Stier zu diesem Zeitpunkt keinen Schmerz verspürt.

    Von Tierschützer vorgebrachte Argumente – da kursieren die seltsamsten und unausrottbaren Gerüchte wie der Stier bekomme die Stimmbänder durchgeschnitten damit er nicht vor Schmerz brüllen kann. Argument siehe oben – hin und wieder hört man auch mal einen Stier, dass er ein muhen von sich gibt, dies ist aber weit entfernt von „vor Schmerz brüllen“, beweist aber, dass er absolut seine Stimmbänder noch hat. Vor der corrida Beine mit Terpentin einstreichen, Nüstern oder Augen mit Vaseline einstreichen, Sandsäcke auf Nieren, Abführmittel und ähnlichen Unsinn wäre absolut kontraproduktiv, entweder würde der Stier mit solcher „Behandlung“ absolut unberechenbar und somit ausserdordentlich gefährlich für den matador (wäre also auch das Gegenteil von dem was die „Tierschützer“ unterstellen) oder der Stier würde tatsächlich keinerlei Angriff starten, was letztendlich nicht weniger gefährlich wäre. Überlegen wir also mal wer Interesse an so ein „Behandlung“ hätte - das Management der plaza? Die corrida wäre ausserdordentlich schlecht, bei Wiederholung würde das Publikum fern bleiben und das finanzielle Desaster wäre vorprogrammiert. Der Züchter? Von einem Züchter mit schlechten Stieren würde keine plaza mehr Tiere abkaufen. Der matador? Mit solchen Stieren, die nicht angreifen kann er nicht triumphieren, also will ihn keiner mehr sehen und auch er darf sich um einen neuen Job bemühen.

    Aber natürlich ist auch bei der corrida de toros viel Geld im Spiel und damit kommen tatsächlich auch hin und wieder unschöne und verbotenen Dinge vor. Als Hauptärgerniss wäre da das „rasieren“ der Hörner zu nennen, man feilt die Hornspitzen etwas kürzer. Wie ein Mensch, der wenn er etwas greifen möchte, genau weiss wie lange sein Arm ist so weiss auch der Stier genau wie lange seine Hörner sind. Sind nun die Hörner kürzer wird er natürlich ins Leere stossen. Sehr oft werden Hörner nach der corrida wissenschaftlich untersucht ob sie manipuliert wurden und wenn es sich herausstellt wird der Züchter mit hohen Strafen belegt. Kontrollorgan über den Stierkampf ist übrigens das Innenministerium.

     

    Wo kommt der Stier her?

    In Spanien gibt es einige hundert Stierzüchtereien, dazu noch einige in Portugal und Südfrankreich, sowie in allen lateinamerikanischen Ländern in denen es Stierkämpfe gibt (Perú, Ecuador, Venezuela, Kolumbien, Mexiko).

    Eine Zucht hat einige Dutzend Zuchtstiere, man rechnet auf einen Stier 30 - 50 Kühe. Ein Stier darf bis zum Kampf keinem Menschen mit einer capa oder muleta (die Tücher) begegnen, da er ausserordentlich schnell lernt und nicht vergisst. In der plaza wüsste er sofort, dass er nicht auf das Tuch, sondern auf den Menschen geht. Hin und wieder gibt es Stiere die schnell lernen, dies endet für den torero meist im Krankenhaus.

    Die Tiere stehen als Herde und nach Alter zusammen auf riesigen Weiden. Jede einzelne Herde - auch die der Kühe - wird von einem ausgewachsenen Stier "bewacht". Sie sind sehr aufmerksam, meiden in der Regel allerdings den Menschen. Selbst das Klicken einer Kamera lässt sie bereits in einer Entfernung von ca. 80m alarmiert aufblicken. Als Einzelgänger sind sie absolut gefährlich und auch fähig schon mal ein Auto anzugreifen. Die Kühe sind dabei oft noch gefährlicher wie die Stiere, da sie ihre Kälber verteidigen und ausserdem wendiger sind wie Stiere. Öfters kommt es zu Revierkämpfe und Kabbelein zwischen den Stieren, dies kann zu Verletzungen bis hin zum Tod eines Stieres führen. Da ein Stier, wenn er für die corrida de toros vorgesehen ist doch einen beträchtlichen Wert darstellt schützen seit geraumer Zeit einige Züchter die Hörner mit einer Glasfiberummantelung, die sich leicht wieder abziehen lässt. Ein nicht ganz unumstrittener Vorgang.

    Jede Zucht hat ein eingetragenes Brandzeichen. Jeder Stier bekommt einen Namen, abgeleitet vom Namen der Mutter (Malagueño ist der Sohn von Malagueña usw.), sowie eine Zahl, die im Zuchtbuch eingetragen wird. Die Stiere aus den verschiedenen Zuchten haben jeweils verschiedene Charaktere, sowohl im Aussehen wie auch im Charakter der Tiere, eine Zucht hat z.B. Stiere mit grösseren Hörnern, andere mit kleineren Köpfen, wieder andere mit kürzeren Körpern oder sie sind wendiger etc. Es gibt matadores die eine bestimmte Zucht einer anderen vorziehen oder sich gar weigern mit Stieren einer bestimmten Zucht zu kämpfen - dies können sich aber natürlich nur die Stars leisten.

    Gute Stiere sind namentlich bekannt, ebenso natürlich Stiere, die einen torero auf dem Gewissen haben. Den Tod des berühmten matadors Manuel Rodríguez "Manolete" wird man immer mit dem Stier Islero aus der Zucht Miura in Verbindung bringen, ebenso wie beim Tod von Francisco Rivera "Paquirri" immer Avispado genannt wird. Jeder Matador wird sich Zeit seinen Lebens auch an den Namen des Stiere seiner alternativa erinnern oder an den Stier mit dem er einen aussergewöhnlichen Triumph feierte.

    Im Alter von ca. zwei Jahren wird der junge Stier auf seinen Mut erprobt im acoso y derribo: er wird von zwei Reitern mit langen Lanzen (garrocha) von der Herde getrennt, über die Weide gejagt und dabei mit der garrocha zu Fall gebracht. Greift er anschliessend das Pferd des anwesenden, ebenfalls mit einer garrocha bewaffneten picador - meist der mayoral der Zucht - an, hat er die Mutprobe bestanden, ansonsten wird er als Fleisch verkauft. Die garrocha hat eine kleine Spitze, die das Tier etwas piekt, jedoch keine Verletzungen herbeiführt. Mit garrochas werden auch die Herden geleitet.

    Bei bestandener Mutprobe darf er weitere Jahre auf die Weide, bis er im Alter von vier Jahren zu "Jungstierkämpfen" (novilladas) oder im Alter von fünf Jahren zu Stierkämpfen verkauft wird. Ausserordentlich gute und schöne Stiere sowie Stiere die beim Kampf begnadigt wurden gehen in die Zucht.

    Bei der tienta (od. auch tendadero) werden die jungen Kühe erprobt, sie allerdings mit Tüchern in einer kleinen Arena, die zu jeder Zucht gehört, mit dem Nebeneffekt, dass hier Anfänger und auch matadores bei dieser Gelegenheit üben können. Auch sie werden zu dem mit der garrocha bewaffneten picador geführt.

    Man sagt, der Stier erbt die Kraft und den Mut vom Vater und die Wildheit von der Mutter.

    Vier bis fünf Jahre ist der Stier auf der Weide. Hat er das nötige Alter erreicht wird er an eine plaza de toros verkauft, in der Regel sechs Stiere plus ein Ersatzstier resp. zwei Ersatzstiere für eine 1.Klasse-plaza, im Falle ein Stier wärend der corrida ausgewechselt werden muss. Die kann passieren wenn der Stier z. B. sich im Stall der plaza verletzt oder zu Beginn total inaktiv ist. Der Preis eines Stieres einer namhaften Zucht in einer 1.Kl.plaza kann 10'000 Euro übersteigen.

    Schon Wochen vor der corrida wird die Gruppe von den Herden getrennt und kommt auf eine eigene Weide, um sich aneinander zu gewöhnen.

     

    Wie kommt der Stier in die plaza?

    Als es noch keine Lastwagen gab wurden die Stiere von Reitern in die entsprechenden Städte getrieben. Musste man eine Ortschaft durchqueren ritt ein Reiter mit einer Glocke voraus und warnte die Bevölkerung, die dann in den Häusern verschwand. Als Tradition haben sich daraus die morgendlichen Stierrennen wärend des San Fermín-Festes von Pamplona erhalten. Es handelt sich dabei um die Stiere der corrida am Nachmittag, die von einem corral in die plaza getrieben werden. Heute werden die Stiere mit Lastwagen in die jeweiligen plazas gebracht, wobei jeder Stier einzeln in einer Box steht. Öfters sieht man auf der Strasse solche Lastwagen mit Kisten, beschriftet mit ganado bravo oder toros de lidia.

    Am späteren Vormittag vor dem Kampf werden sie den Veterinären, der Öffentlichkeit - vertreten durch den Präsidenten der plaza und der Guardia Civil - sowie den Vertretern der matadores vorgestellt. Die matadores selbst nehmen nie teil. Die Stiere werden gewogen und dann werden die Paarungen nach Grösse und Gewicht zusammengestellt, so dass nicht ein matador zwei grosse und der Kollege zwei kleine toros bekommt. Dazu werden die Zuchtnummern der Stiere auf kleine Zettelchen geschrieben, die jeweiligen Zettel eines Paares zusammengeknüllt zu einer kleinen Papierkugel und die drei Kügelchen (3 mal 2 Stiere) in den Cordobeser-Hut des mayorals (*) gesteckt, darauf kommt gegengleich ein zweiter Hut, das ganze wird geschüttelt und die Vertreter der matadores ziehen dann das jeweilige Stierpaar. Alsdann werden die Stiere getrennt und bis zum Nachmittag einzeln in Boxen getrieben.

    (*) Mayoral ist der Vorarbeiter der Zucht und somit verantwortlich für die Stiere. Er begleitet die Stiere zum Kampf und ist dafür verantwortlich, dass die toros in gutem Zustand an die plaza ausgeliefert werden. Als Vertreter der Zucht trägt er am Tag des Kampfes die andalusische Tracht, grau gestreifte Hosen mit hellem Umschlag, Stiefel, kurze Jacke und "Cordobeser"-Hut mit breiter gerader Krempe. Diese Tracht tragen alle mayorales, auch die Nordspanier.

    Es ist schwer torero zu werden

    Noch bis vor ca. 20. Jahren pilgerten die jungen Männer mit einem Bündel auf den Schultern von Stierzucht zu Stierzucht, immer in der Hoffnung, von einem Züchter eingeladen zu werden und von einem matador oder empresario (Mananger) entdeckt zu werden. Man nannte sie nach ihrem Bündelchen maletillas. Heute gibt es in Spanien Stierkampfschulen, in denen die angehenden toreros ihr Handwerk von Grund auf lernen. Sie beginnen als novillero mit jungen Stieren, die noch zu klein für den picador - den Lanzenreiter - sind (novilladas sin picadores). Kämpft der Jungmatador gut und hat er mindestens 25 corridas kann er in novilladas con picadores auftreten, hier sind die Stiere bereits etwas älter und grösser. Bei sehr guten toreros dauert diese Zeit ca. 3 Jahre, meistens jedoch länger. In heutiger Zeit bestehen die meisten spanischen Eltern darauf, dass die Söhne (oder Töchter) die Schule zu Ende bringen und vielleicht nebenher noch eine "bürgerliche" Ausbildung machen. In früheren Zeiten war dies oft die einzige Möglichkeit Armut und Hunger zu entkommen. Aber die Stierkampfschulen vereinfachen den Einstieg keineswegs, die novilladas finden häufig auf dem Land statt und die novilleros bekommen oft kein Geld. Die teure Ausrüstung - inklusive Tracht - plus Anreise etc. muss aus eigener Tasche bezahlt werden, so dass die Anfänge oft grosse finanzielle Belastungen für die Familien sind und mancher gute torero auf der Strecke bleibt.

    Wird der novillero in den Stand des matador erhoben, übergibt ihm bei seiner ersten corrida de toros der dienstälteste matador symbolisch seine muleta (rotes Tuch) und den Degen und läd ihn so ein, als erster in dieser corrida zu kämpfen. Diese Zeremonie nennt man alternativa. Der dritte matador fungiert dabei als Zeuge (testigo). Kämpft er zum Erstenmal nach der alternativa in Madrid wird die kleine Zeremonie wiederholt als confirmación. Oft trägt der neue matador zu diesen Anlässen eine weisse Tracht.

    Banderilleros, waren oft matadores, die in ihrer Karriere wenig Erfolg hatten und ein festen Gehalt als Angestellte dem unsicheren Künstlergeschäft vorziehen. Auch sie werden pro Kampf gezahlt, können jedoch auch noch in anderen cuadrillas arbeiten. Die grossen Stars unter den matadores haben 80-120 corridas pro Saison.

    Die picadores sind oft Landarbeitersöhne von Stierzuchten, die das Reiten gewohnt sind, oder ihre Väter und Grossväter waren schon picadores. Es gibt richtige Picador-Familien, in denen alle männlichen Mitglieder dieser Arbeit nachgehen.

     

    Was verdient ein matador?

    Oft werde ich gefragt, was ein matador verdient. Um die Wahrheit zu sagen - ich weiss es nicht. Finanzielles ist ein grosses Geheimnis, weder matadores noch apoderados (die Manager) oder empresarios (Vetreter der plaza) äussern sich diesbezüglich. Sämtliche Geldgeschäfte werden auch heute noch bar erledigt.

    Der matador wird für eine corrida pauschal bezahlt, davon muss er alle Kosten begleichen: seine Mannschaft, (drei banderilleros, zwei picadores, ein mozo de espadas, ein weiterer Helfer, ein Fahrer, der Manager). Dazu kommt die Ausrüstung: capas, muletas, Degen und nicht zuletzt die trajes de luces (ein vielbeschäftiger matador hat ca. 5-8). Plus Anreise und Hotelkosten. Da der matador pro corrida bezahlt wird gibt es Verdienstausfall für die gesamte Mannschaft im Falle einer Verletzung des Chefs.

    Die Topstars, man könnte sagen die Top-ten, die über längere Zeit an der Spitze stehen, können absolut zum Millionär werden, meist leisten sie sich eine grosse Finca, oft mit eigener Stier- oder Pferdezucht. Bei geschicktem Umgang mit dem Vermögen dürften sie ausgesorgt haben, auch wenn man bedenkt dass die Karriere relativ früh - meist zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Altersjahr, bereits zu Ende ist.

    Die grosse Mittelmasse kann es soweit bringen, dass sie mit ihrer Familie in gutem Mittelstand leben können, nach Beendigung der Karriere gehen sie oft einer Arbeit in der Stierkampfwelt nach, sei es als Manager, Vertreter einer plaza oder ähnliches. Läuft die Karriere nicht so gut werden matadores oft banderilleros und arbeiten als Angestellte eines Kollegen. Da sie die Arbeit als matador kennen sind sie begehrt und können gerade jungen matadores mit Rat und Tat beistehen.

    Man erlebt aber oft, dass matadores einige Jahre nach Beenden ihrer Karriere wieder zurückkehren, oft aus finanziellen Gründen.

     

    Die Cuadrilla

    Als cuadrilla bezeichnet man die Mannschaft des matadors. Sie besteht aus drei banderilleros, zwei picadores sowie einem mozo de espadas.

    Die banderilleros sind die eigentlichen Helfer des matadors, sie empfangen den Stier damit der matador den Stier beobachten und einschätzen kann, setzen die banderillas (daher der Name) und stehen bereit im Falle ihrem Chef etwas passiert.

    Die picadores sind Reiter, die den Stier im zweiten Drittel mit einem Lanzenstich beruhigen.

    Der mozo de espadas (Degenjunge) ist für die Ausrüstung zuständig, er bringt die traje de luces sowie die Tücher des matadors in Ordnung, hilft beim Ankleiden der engen Tracht und reicht währen der corrida dem matador die Utensilien. Oft wird dieser Job von einem Verwandten des matadors erledigt.

    Dazu kommt noch der Fahrer des Mannschaftswagens, meist ein Kleinbus.

     

    Warum sind toreros so seltsam angezogen?

    Der Stierkampf wurde urspünglich - vor 300 - 400 Jahren - von den Herrschaften und Königen zu Pferd gepflegt. Zu Fuss waren nur Helfer und Pagen. Als dann mehr und mehr der Stierkampf zu Fuss aufkam - sein Begründer in der heutigen Form soll Pedro Romero aus Ronda sein - wurden die Kleider der Pagen zugrunde gelegt. Auch der seltsame Hut (montera) ist den Dreispitzen der Reiter abgeguckt, wobei man vermutet, dass bei den Kleidern ursprünglich auch noch eine gewisse "veräppelung" der Herrenreiter dabei war. Die Tracht nennt man traje de luces (Lichtertracht)

    Der matador, der den Stier tötet (=matar), trägt eine goldbestickte Tracht, er kann jedoch auch silber, schwarze oder weisse Stickerei wählen. Seinen Helfern - den banderilleros - ist Gold verwehrt. Lediglich die picadores - tragen Goldstickerei, ein Relikt aus früherer Zeit, als die Reiter die Hauptpersonen waren. Der Hut des picadors - castoreño - stammt aus einer alten Volkstracht.

    Das "Zunftzeichen" der toreros war früher ein Zopf, die coleta. Wenn ein junger Bursche offiziell torero wurde durfte er sich das Haar wachsen lassen und sich einen Zopf flechten. Dieser wurde dann oft unter ein Haarnetz gesteckt. Heute tragen sie nur noch einen Knopf mit daran angebrachtem Zöpfchen, der vor dem Kampf angesteckt wird. Beendet ein torero seine Karriere wird ihm bei seinem letzten Kampf das Zöpfchen abgeschnitten. So spricht man beim Beenden der Karriere von "cortar la coleta" - den Zopf schneiden, ein Ausdruck den man in Spanien auch ausserhalb der Stierkampfwelt hört anstelle unseres "an den Nagel hängen".

     

    Frauen

    Vor ca. 25 Jahren kämpfte die Stierkämpferin "Angela" um Gleichberechtigung und erreichte, dass das in Spanien gültige Stierkampf-Verbot für Frauen aufgehoben wurde. Sie wurde jedoch nie "matadora", dies schaffte als erste Spanierin die auch bei uns durch TV bekannte Cristina Sánchez. In den Stierkampfschulen sieht man nun zwar öfters Mädchen, kaum eine gelangt jedoch weiter als zum Stand des novilleros. In Südamerika war es Frauen erlaubt und auch als rejoneador durften sie kämpfen. In den 60er/70er Jahren gab es viele rejoneadoras, im Moment gibt es aber auch in dieser Sparte keine Frau von Bedeutung.

    Bis das Gesetz gekippt wurde, dass Frauen als torero kämpfen dürfen, war es Frauen sogar verboten den callejón - die Gasse um das Rund, in dem sich die nicht aktiven toreros und Helfer aufhalten - zu betreten. Heute wäre dies schon deswegen nicht mehr möglich, da während der corrida auch Veterinärinnen, Ärztinnen, Polizistinnen usw. ihren Dienst im callejón versehen. Wohlgemerkt, wir sprechen von einem Land, in dem die Stadt Bilbao schon eine Bürgermeisterin hatte, als die Schweizerinnen noch kein Stimmrecht besassen und in dem in Militär und Guardia Civil schon lange vor Deutschland Gleichberechtigung herrschte. Inzwischen gibt es auch Damen die in der Präsidentenloge den Vorsitz haben.

    Die Ehefrauen und Mütter der toreros blieben noch bis vor wenige Jahren traditionsgemäss zu Hause und beteten. Erst in den letzten Jahren sieht man die "modernen" Mütter an der corrida ihrer Söhne, die Ehefrauen allerdings bleiben nach wie vor meist zu Hause, halten aber per Handy Kontakt.

     

    Natürlich werden toreros oft verletzt!

    In grösseren plazas gibt voll funktionsfähige Operationsräume, in kleinen plazas steht eine mobile Unfallstation bereit. Früher gab es viele Tote, dank der Erfindung des Penicillins kommen heute jedoch seltener toreros um. So wurde dem Erfinder Dr. Fleming ein Denkmal errichtet, das heute vor "Las Ventas", der plaza von Madrid steht. Oft sind die Verletzungen jedoch gar nicht vom Horn, sondern rühren vom Sturz aus grösserer Höhe, wenn der torero in die Luft geschleudert wird. Auch durch einen Stoss der Aussenrundung des Horn kann es zu schweren inneren Verletzungen kommen.

    Früher waren toreros nicht versichert, keine Versicherung nahm das Risiko auf sich. So wurde eine Art Fond gegründet, der in Madrid ein Stierkampfkrankenhaus unterhielt. Das Haus wurde ausserhalb der Saison geschlossen, die Ärzte waren Spezialisten auf Hornverletzungen und die toreros wurden auf schnellstem Weg jeweils nach Madrid gefahren. Es gab Tage im August, da war das kleine Haus übervoll, einmal wurde es jedoch auch für einen einzigen Patienten einen Winter lang offen gehalten. In den 70er Jahren wurde es aus Kostengründen geschlossen, heute werden die toreros in den örtlichen Krankenhäusern behandelt, im Bedarfsfall wird ein Spezialist für Hornverletzungen zugezogen. Inzwischen gibt es sogar einen "Stierkampfchirurgen-Kongress", bei dem sich die Spezialisten aus den Stierkampfländern treffen und austauschen.

    Trotzdem gibt es auch heute noch Tote, so erwischte der Star-banderillero Manolo Montoliú vor einigen Jahren in Sevilla ein Horn mitten ins Herz, ebenso in den 80er Jahren "El Yiyo", ein junger vielversprechender matador. Bei beiden hatte es den unmittelbaren Tod innerhalb von Minuten zu Folge. Für "El Yiyo" steht ein Denkmal vor "Las Ventas" in Madrid, für Montoliú vor der plaza von Valencia. 1984 starb Starmatador Francisco Rivera "Paquirri", er wurde in Pozoblanco, einem kleinen Ort bei Córdoba, verletzt und starb auf dem Weg nach Córdoba ins Krankenhaus, vermutlich an einer Embolie. Sein Denkmal steht übrigens vor der grossen plaza von El Puerto de Sta. María. Ein anderer der ganz Grossen, Julio Robles, starb 2001. Ein Stier hatte ihn zehn Jahre vorher in Frankreich auf die Hörner genommen. Er hatte keine Hornverletzung, jedoch erlitt er eine Querschnittlähmung beim Aufprall auf dem Boden. Er starb zehn Jahre später an einer Sekundärkrankheit. Nach seinem Tod wurde in seiner Heimatstadt Salamanca Trauer befohlen, er wurde mit allen Ehren im Rathaus aufgebahrt, auch er hat ein Denkmal, es steht vor der plaza von Salamanca. Ebenso hatte der Franzose "Nimeño" Lähmungen nach einem Unfall, konnte zwar wieder laufen, jedoch nicht mehr kämpfen - er nahm sich darauf das Leben. Sein Denkmal steht vor der plaza von Nimes.

    Dem matador Juan José Padilla durchstach ein Horn vollständig den Hals, vier Wochen später stand er wieder in der Arena. Länger brauchte er, als ihm ein Stier bei einem Stoss mit dem Körper den Magen verschob. Dem matador Juan Mora wurde im Oberschenkel Arterie und Vene aufgerissen, eine Verletzung die normalerweise innerhalb Minuten zum Tod führt. Er hatte das Glück in der Nähe einen guten Gefässchirugen zu haben, sieben Monate später stand er wieder in der Arena. Alles in allem gibt es pro Saison sehr viele Verletzungen, die meisten sind Hornverletzungen im Oberschenkel.

     

    Verehrung und Stars

    Matadores - vor allem natürlich die Stars - geniessen hohes Ansehen und man schmückt sich gerne mit ihnen. Kaum eine Ausgabe der spanischen yellow press (in Spanien prensa rosa genannt), in der nicht über den einen oder anderen matador zu lesen ist und auch im Fernsehen wird in den einschlägigen Magazinen gerne über sie berichtet. Besondere Beachtung geniessen natürlich matadores, die mit bekannten Sängerinnen oder Flamencotänzerinnen verheiratet sind, eine Verbindung die es öfters gibt. Enrique Ponce - einer wenn nicht DER Star im Moment - war zu Gast an der Hochzeit von Kronprinz Felipe (das einzige Gesicht das meine Tochter im TV erkannte, dafür die einzige Persönlichkeit, die der Kommentator des deutschen Fernsehens NICHT kannte...) und jedes Jahr wird bei der Preisverleihung der Bellas Artes (schönen Künste), vorgenommen von S.M. König Juan Carlos I, auch ein matador berücksichtigt. Die Hochzeiten von den Stars El Cordobés (mit einer Stierzüchter- und Industriellentochter), Fran Rivera (mit der Tochter der Herzogin von Alba) und Enrique Ponce (mit der Tochter eines ehemaligen matadors und heutigen empresarios) wurden live im Fernsehen übertragen.

    Matadores, die durch den Stier umkamen, bekommen natürlich ihr Denkmal, in Spanien ist es aber absolut möglich schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt zu bekommen, meist in ihrer Heimatstadt. So steht z.B. vor der plaza de toros La Maestranza von Sevilla ein Denkmal für Curro Romero, der nicht weniger wie vierzig (!) Jahre jedes Jahr zu Palmsonntag in dieser plaza auftrat. Und vor der plaza von Sanlúcar de Barrameda steht schon seit vielen Jahren eine Büste von Lokalmatador José Martínez "Limeño". Gerne benennt man auch Strassen nach matadores.

     

    Religiosität und Aberglaube

    In einem streng katholischen Land wie Spanien spielt Glaube und Religiosität natürlich auch bei der corrida de toros, wo es ja um Leben und Tod geht, eine grosse Rolle. Früher besuchten matadores oft am Morgen vor der corrida die Messe, etwas das heute in der modernen Zeit nicht mehr so streng gehandhabt wird. Allerdings beten auch heute noch die meisten matadores vor der corrida beim Ankleiden in ihrem Hotelzimmer, wo meist ein kleiner Altar aufgebaut wird, mit Familienfotos, Heiligenbilder und ähnlichem. Meist wird auch eine Kerze angezündet, die während der Dauer der corrida brennen sollte.

    Bei einer so traditionellen Sache wie der corrida de toros findet man auch einige abergläubische Dinge, denen sich kaum jemand entziehen kann. Geschichten und Legenden "beweisen", dass halt doch hinter manchen Aberglaube auch ein Fünkchen Wahrheit steckt, so als der matador Jaime Ostos seine dreizehnte Verletzung an einem dreizehnten von einem Stier mit der Zuchtnummer 13 hatte, zumal er auch ein Hotelzimmer mit - ja was wohl - der 13 hatte.

    Verpönt sind trajes de luce mit der Farbe gelb, diese Farbe symbolisiert den Tod. Unglück soll es auch bringen, einen Hut auf ein Bett zu legen, so dass man dies tunlichst unterlassen sollte seinen Cordobeser- oder Sonnenhut abzulegen, besucht man den torero vor der corrida. Manche reagieren allergisch auf Leichenwagen, die den Weg zur plaza kreuzen. Dazu kommen natürlich noch jede Menge persönliche Glücksbringer und Unglücksboten, so wusste sich ein matador nur sicher wenn sein Manager während der corrida seine Uhr am Handgelenk trug.

    Auch wärend der corrida kann ein aufmerksamer Zuschauer diesbezüglich einiges beobachten. Schon beim Betreten des ruedo zum paseíllo klopfen einige an die Holzbarrikade, das traditionelle "Holzanlangen". Manche zeichnen vor dem paseíllo mit dem Fuss ein Kreuz in den Sand oder bekreuzigen sich. Manche matadores bekreuzigen sich bevor "ihr" Stier den toril verlässt, einige tragen ein Abbild ihrer Madonna als Krawattennadel und sprechen nochmals ein kurzes Gebet. Viele matadores wollen gar nicht hinsehen wenn der Stier den toril verlässt und verstecken sich hinter der Schutzwand oder ihrer capa.

    Widmet ein matador den Stier dem Publikum wirft er die montera über die Schulter in den Sand. Landet sie mit der Öffnung nach unten soll es Glück bringen, Öffnung nach oben bringt Unglück - sie erinnert dann an einen offenen Sarg!

     

    Arenen - placa de toros

    Die Stierkampfarena heisst auf spanisch plaza de toros (Stierplatz), manchmal hört man auch coso taurino. Das Wort arena heisst Sand und wird wirklich nur in Zusammenhang mit diesem gebraucht (nur in Frankreich wird der Ausdruck "arène" für Stierkampfarena benutzt). Das eigentliche Sandrund nennt man ruedo. Geht ein Spanier zum Stierkampf sagt er vamos a los toros - wir gehen zu den Stieren.

    Fast jede grössere Stadt in Spanien hat eine Stierkampfarena. Manche sind schon über hundert Jahre alt. Es werden heute noch öfters Arenen gebaut, meist als sogenannte multiuso, die man auch für andere Veranstaltungen wie Konzerte, Boxkämpfe und sogar Theater benutzen kann. Neue Arenen - vor allem im Norden Spaniens - werden heute überdacht oder mit ausfahrbarem Dach gebaut, so kann man die plazas auch im Winter und wetterunabhängig nutzen.

    Die Arenen sind in Kategorien eingeteilt, wenige Arenen - z.B. Sevilla, Madrid, Barcelona - sind Kategorie 1, alle anderen grösseren Arenen Kategorie 2 und kleine Dorfplazas Kategorie 3. Manchmal veranstalten auch Orte ohne plaza de toros eine corrida, sie mieten dann eine transportable plaza (plaza portátil), die extra aufgestellt wird.

    In einer plaza Kat.1 kämpfen - zumindest an Festtagen - hauptsächlich die grossen Stars, die Plätze sind teuer, die Stiere gross und es ist für die matadores schwer, Trophäen zu bekommen, man könnte sagen, die "Messlatte" ist sehr hoch. In Kategorie 2 sind die Plätze etwas preiswerter, es werden öfters Trophäen verteilt, die matadores verdienen nicht ganz soviel. Bei Kategorie 3 sind die Stiere etwas jünger, sprich kleiner, die plazas sind relativ klein. Oft kämpfen junge toreros oder "Lokalmatadore", es ist aber absolut möglich, in so einer plaza auch einen der Stars zu sehen, sei es weil er mit dem Organisator befreundet ist, weil er aus diesem Ort stammt oder weil er einfach diese kleine corrida zum Training nutzt.

    Ausser in Spanien gibt es Stierkämpfe in Frankreich, Ecuador, Peru, Kolumbien, Venezuela und Mexico. In Mexico-City findet man die grösse plaza de toros der Welt, mit rund 41'000 Sitzplätzen. Auch in Portugal gibt es Stierkämpfe, es ist jedoch verboten den Stier in der plaza zu töten, er wird erst später unter Ausschluss der Öffentlichkeit getötet. Da er jedoch wärend dem Kampf verletzt wird lässt bis dann der Adrenalistoss nach und er empfindet Schmerzen. Daher lehnen es die meisten spanischen toreros ab in Portugal zu kämpfen.

    In der Regel hat eine grössere Arena corrales für die Stiere, Ställe für die Pferde und eine kleine Metzgerei, in der die Stiere gleich zerlegt werden. In kleineren plazas werden die toten Stiere ins nächste Schlachthaus gefahren. Für die toreros gibt es eine Kapelle, um vor Beginn noch ein Gebet zu sprechen.

    El presidente

    In den allerhäufigsten Fällen ist el presidente de la corrida de toros die meist gehasste Person in einer Stierkampfarena, aber dazu später mehr. Da alles was mit der corrida de toros zusammenhängt dem spanischen Innenministerium untersteht, bzw. von dort kontrolliert (genehmigt) wird, muss auch immer eine amtliche Autoritätsperson "vor Ort" sein, der presidente de la corrida de toros. Nach dem reglamento taurino soll dieses Amt entweder der Bürgermeister oder der Polizeipräsident übernehmen. Meistens wird diese Aufgabe in der Hierarchie immer weiter nach unten delegiert, so dass fast immer ein kleiner (überforderter) Verwaltungsangestellter in der Präsidentenloge sitzt. Zu seinem Glück erfordert das Reglement zwei Beisitzer. Einer, der sich in den Regeln auskennt, meist ein ehemaliger torero, sowie einen Tierarzt. Des Präsidenten unmittelbarer "Untergebener" ist eine Art Zeremonienmeister, der alguacil. Er ist das ausführende Organ für die Anordnungen des Präsidenten im ruedo, dem runden Sandplatz. Er ist gleichzeitig der Vermittler der Anliegen oder Bitten der toreros zum Präsidenten. Da der Präsident durch die Entfernung zum Geschehen keine akkustischen Anordnungen geben kann, signalisiert er diese durch verschiedenfarbige Tücher (in der Form von etwas grössere Taschentüchern):

    Weiss = als Signal zum Beginn der corrida, Einlass des Stieres, Wechsel der einzelnen Drittel des Kampfes, Erinnerung an den matador, dass die Kampfzeit abläuft und zur Signalisierung wieviel Trophäen der Matador erhält.

    Grün = der Stier wird ausgewechselt (meistens aus Kampfunfähigkeit auf Grund einer Verletzung im Stall oder wenn er in den ersten Minuten jeglichen Angriff unterlässt).

    Rot = es wird angeordnet, dass der Stier banderillas negras gesetzt bekommen soll (banderillas negras haben etwas grössere Widerhaken und sollen den Stier etwas reizen, wenn er überhaupt nicht angreift - gibt es nur in 1.Kl.-plazas und sind sehr selten).

    Blau = der Stier war so gut in seinem Kampfverhalten, dass er nach seinem Tod von den Maultieren nicht sofort ins Schlachthaus gezogen wird, sondern eine vom Publikum applaudierte Ehrenrunde bekommt.

    Orange = der Stier hatte eine so grosse Angriffslust, die über die gesamte Dauer des Kampfes anhielt, dass er begnadigt wird und lebend den ruedo verlässt. Er ist der Stolz jeden Züchters und wird anschliessend Vater von vielen kleinen Stieren sein.

    Alle diese verschiedenfarbigen optischen Signale des Präsidenten werden von zwei "Signalhörnern" (clarines) hörbar begleitet.

    Wie bei einem Fussballschiedsrichter wird der Präsident nie zur Zufriedenheit des Publikums handeln. Meistens wird der Präsident zur Zielscheibe des Unmuts bei der Auffassung wie kampffähig ein Stier ist. Das Publikum sieht eine Invalidität des Stiers, der Präsident nicht. Desgleichen wird der Präsident sehr oft bei der Vergabe der Trophäen ausgepfiffen. Für das Publikum sind die genehmigten Trophäen meistens zu wenig. Dass der presidente de la corrida am nächsten Tag mit guten Kritiken in der Zeitung steht, ist beinahe unmöglich. Übrigens, mehr und mehr übernehmen wirklich kompetente Frauen dieses Amt - und bekommen sehr gute Kritiken.

     

    Seltsame Trophäen

    Je nachdem wie der Kampf war bekommt der matador seinen Applaus - oder eben nicht! War die faena schlecht, der matador konnte mit dem Stier nichts anfangen oder hat sehr schlecht getötet ertönen nun Pfiffe (pitos) oder - noch schlimmer - er wird ausgebuht (bronca). Konnte er mit dem Tier einfach nichts anfangen weil der Stier zuwenig angriff geht man mit Schweigen (silencio) über die Sache weg. War die Sache etwas besser hört er aplausos, man könnte sage "müden Applaus", machte er seine Sache aber recht gut, es reicht aber immer noch nicht für eine Trophäe hört er ovaciónes. Man kann in der Zeitung auch schon mal in der Kritik lesen división de opiniones - die Sonnenseite hat eine andere Meinung wie die Schattenseite. Mit einer Ovation darf er meist auch eine Ehrenrunde (vuelta) machen, wobei das Publikum sehr sensibel reagiert, oft bekommt ein matador seine ovación, will er aber auf die vuelta wird ihm mit Pfiffen klargemacht, soweit wollen wir nicht gehen!

    War das Publikum mit der Arbeit zufrieden zücken sie weisse Taschentücher und winken als Zeichen für den Präsidenten, dass der matador ein Ohr (oreja) des Stieres bekommen soll, als weitere Steigerung gibt es zwei Ohren und die máximos trofeos sind zwei Ohren und der Schwanz (rabo). Früher gab es noch als Steigerung einen Fuss, dies wurde aber Mitte des letzten Jahrhunderts verboten. Bei zwei Ohren und mehr hat der matador das Recht nach Beendigung der corrida auf den Schultern aus der plaza getragen zu werden (salida a hombros).

    Wie kommt es nun so solch archaisch anmutenden Trophäen? In früheren Zeiten wurde der matador anteilig mit Fleisch des Stieres entlohnt, die Menge der Ohren zeigte an wieviel ihm zusteht.

    In 3.-Klassplazas bekommt man schnell Trophäen, oft hat man das Gefühl nur schon aus Dankbarkeit dass der matador sich ins Örtchen begibt, während ein Ohr in Sevilla oder Madrid schon harte Arbeit bedeutet. Der letzte rabo in Las Ventas Madrid bekam Sebastián Palomo Linares 1972!

    Natürlich ist die Arbeit nicht messbar und so ist die Ohrenvergabe sehr subjektiv und gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen. Und endlich begreift man den Sinn des Ausdrucks Lokalmatador...

     

    Wann spiet eigentlich die Musik?

    Die traditionelle Musik bei der corrida de toros ist der pasodoble. Es gibt wohl tausende, bekannte und weniger bekannte. Fast jeder einigermassen gute matador hat einen pasodoble, der ihm zu Ehren geschrieben wurde. In der plaza de toros werden sie von einer banda de música unterschiedlichster Güte gespielt.

    Zum ersten mal hört man die Musikkapelle beim paseíllo, dem Einzug. Einige der grösseren plazas beginnen ihre corridas traditionell mit dem gleichen pasodoble, so z.B. ertönt in Valencia "Pan y Toros" oder in El Puerto de Sta. María "Toros en El Puerto". Im französischen Nimes huldigt man dem Landsmann Georges Bizet, die toreros schreiten zur Musik von Carmen durch den Sand.

    Hat die corrida begonnen ertönt die Musik beim Part der banderillas, wenn der matador selbst setzt. Und schliesslich wärend der faena, der Hauptarbeit mit der muleta, wenn diese Arbeit sehr gut ist. Und natürlich begleitet die Musik auch den matador auf seiner Ehrenrunde, der vuelta al ruedo.

    Eine Ausnahme gibt es jedoch - in Madrid spielt die Musik nie wärend einer faena!

     

    Encierros von San Fermín und andere Stierspiele

    Als es noch keine Lastwagen gab wurden die Stiere über die Strassen zu den Arenen getrieben. Daraus entstanden die encierros. Durch Hemingway wurde Pamplona berühmt, es gibt aber auch andere Orte, die encierros veranstalten. Dabei werden die Stiere, die am Nachmittag in die plaza kommen von einem Corral durch die Stadt getrieben, wobei die mozos (Burschen) vor den Stieren her rennen. Begleitet werden die Stiere von Leitochsen (cabestros). Das Tempo der Tiere kann man nicht mithalten so dass es nur kurz möglich ist vor ihnen herzulaufen. Heute machen dabei auch viele Ausländer mit, man sollte den toro bravo und seine Reaktionen aber schon kennen. So kann es tödlich sein wenn man fällt und sofort wieder aufsteht, man muss liegen bleiben bis die Stiere vorbei sind - ein paar Huftritte sind in der Regel nicht so schlimm wie ein Hornstoss.

    Man stellt immer wieder fest, dass die toros, die morgens am encierro waren, nachmittags an der corrida munterer sind und weniger einbrechen. Das Laufen scheint ihnen nach der Fahrt auf dem Lastwagen zu bekommen.

    Vor allem in Andalusien gibt es einige Volksbelustigungen auf den Strassen mit toros bravos. Vor einigen Jahren wurden sie aus Tierschutzgründen verboten, ausser sie konnten auf lange Tradition zurückblicken. DIESE - ZUM TEIL GRAUSAMEN - "SPIELE" HABEN NICHTS MIT DER TRADITIONELLEN CORRIDA DE TOROS ZU TUN! Auch viele toreros lehnen sie ab.

    In den letzten Jahren sehr in Mode gekommen sind die recortadores. Man könnte sie als Artisten bezeichnen, sie machen sich die Reaktionen der Stiere zu nutzen, springen über sie, machen Saltos etc. Sie tragen die traje de luces der toreros, der Stier wird dabei nicht getötet.

    Langsam in Vergessenheit gerät der comico taurino, manchmal auch nach Charly Chaplin (in Spanien Charlot) charlotada genannt. Clowngruppen unterschiedlichster Güte, die zum Teil verblüffende Dinge machten und sich - wie heute die recortadores - die Reaktionen der Stiere zu nutzen machten. Allerdings wurde beim comico taurino der Stier meist auch getötet. Da die Clowns das Verhalten der Stiere durch und durch kennen mussten genossen sie unter den ernsthaften toreros meist grosses Ansehen. Viele Figuren die wir heute als "klassisch" ansehen kommen eigentlich aus dem comico und mancher matador machte seine ersten Erfahrungen in so einer Gruppe. So z.B. José Ortega Cano, der heute noch sagt er habe in der Gruppe sehr viel über Stiere gelernt.

    Aus Portugal kommen die Fourcados. Bei den Fourcados stellt sich eine Reihe Männer in portugiesischer Tracht in eine Reihe auf, zitiert den Stier, fängt ihn ab und stellt sich ihm entgegen. Mich erinnert das ganze immer an eine Footballmannschaft mit Stier als Gegner. Der tiefer Sinn des Ganzes ist mir bisher leider verborgen geblieben.

     

    Vor der corrida de toros

    Die cuadrillas fahren oft noch in der Nacht nach der corrida zur nächsten Stadt, manchmal quer durch Spanien. Bei den Stars kommt es öfters vor, dass sie am einen Tag in Andalusien kämpfen, am nächsten in Frankreich und am dritten geht es zurück irgendwo nach Spanien. Der matador steigt mit seinem mozo de espadas im grossen Hotel ab, wärend die cuadrilla in ein preiswerteres Hotel geht.

    Am Nachmittag vor der corrida zieht sich der matador zur Siesta in sein Zimmer zurück, der mozo - der ja für die Ausrüstung zuständig ist - legt die traje de luces bereit. Er hilft seinem Chef dann in die enge Kleidung. Die meisten matadores bauen einen kleinen Altar im Zimmer auf, mit Heiligen- und Familienbilder und sprechen vor Verlassen des Zimmers ein Gebet, manche zünden eine Kerze an, die brennt bis er wieder zurück kommt. Die banderilleros fahren mit dem grossen Wagen vor und holen den matador ab, wärend die picadores schon mit einem Taxi zur plaza vorgefahren sind, um die Pferde einzureiten.

     

    El pasíllo - der Einzug

    Nichts ist in Spanien so pünktlich wie eine corrida de toros.

    Die Eröffnung bildet der paseíllo, der Einzug. Als erstes erscheinen zwei Reiter, die alguaciles. Sie sind in Uniformen aus der Zeit Philipp II. gekleidet und sind die ausführenden Helfer des Präsidenten. Als erstes reiten sie zum Präsidenten und erbitten die Genehmigung den Kampf zu beginnen. Anschliessend reiten sie zurück und holen die toreros ab. Zuvorderst gehen die drei matadores, links der Dienstälteste, in der Mitte der Dienstjüngste. Ist ein matador zum ersten Mal in dieser plaza trägt er seinen Hut in der Hand. Hinter den matadores folgen - auch nach Dienstalter - die banderilleros, die picadores zu Pferd, die areneros (sie rechen den Sand und sorgen für Ordnung im Sand) sowie das Maultiergespann, dass den Stier zum Schluss rauszieht.

    Der Zug bewegt sich zum Präsidenten um ihn zu grüssen und löst sich dann auf. Die alguaciles erbitten vom Präsidenten den Schlüssel für den toril, den Stall, den sie dem Türsteher vom toril überbringen - der Kampf kann beginnen.

     

    Der Beginn - das erste Drittel

    Der toril ist offen und der Stier stürmt in den ruedo - oder auch nicht! Manchmal spaziert er gemütlich heraus und schaut sich erst mal um, es gab auch schon Stiere die rückwärts herauskamen. Auf dem Rücken flattert die divisa, zwei oder drei kleine Bändchen, die die Zuchtfahrben signalisieren. Wenn der Stier durch den Gang in die Arena läuft, wird das Bändchen mittels einer Lanze (garrocha) von oben auf den Rücken gesteckt, wo es dank einem kleinen Widerhaken stecken bleibt.

    Die banderilleros sind hinter den Schutzwänden, den burladeros, postiert und zeigen dem Stier kurz ihre capas. Das Ziel ist, dass der matador den Stier beobachten kann, wie läuft er, greift er an und mit welchen Horn stösst er. Wie Menschen Rechts- und Linkshänder sind, so zieht auch der Stier oft ein Horn dem anderen vor. Nun betritt der matador den Sand mit der capa und macht einige pases, Figuren.

    Eine andere Möglichkeit des Beginns ist, dass der matador sich direkt zum toril begibt und den Stier mit einer larga cambiada a porta gayola abfängt. Dazu kniet er sich nieder und wenn der Stier anstürmt schwingt er die capa an seinem Kopf vorbei, so dass der Stier an seinem Kopf "vorbei fliegt". Diese Figur ist besonders gefährlich, da matador und Stier sich erst kurz vor dem Zusammentreffen zum Ersten mal sehen.

     

    Der Picador - das zweite Drittel

    Ein Trompetensignal kündigt den nächsten Teil an, es erscheinen die picadores. Auf den ersten Blick bieten die picadores einen seltsamen Anblick. Sie tragen wie die matadores und banderilleros bestickte kurze Jacken, die sich allerdings in der Stickerei etwas unterscheidet, sie ist - am Gegensatz zu den anderen toreros - ganz bestickt, zudem dürfen sie als Einzige ausser den matadores Goldstickerei tragen. Dies stammt noch aus der Zeit aus früheren Jahrhunderten, als die Reiter die wichtigsten Teilnehmer an der corrida waren. Sie tragen Hosen aus dünnem Leder, die beim Reiten knapp unter die Knie reichen. Fuss und Bein sind mit einem "Eisenstiefel" ähnlich einer Ritterrüstung, vor den Hornstössen geschützt. Auf dem Kopf tragen sie den castoreño, einen Hut einer alten Tracht.

    Seit 1929 sind die Pferde der picadores geschützt mit dem peto, einer Art Matratze. Ein Teil des peto geht auch unter dem Bauch des Pferdes durch, da das Pferd vom Stier öfters umgeworfen wird. Vor der Einführung des peto wurden pro corrida mehrere Pferde tödlich verletzt. Heute kommt es nur noch sehr selten vor, dass ein Pferd ernsthaft verletzt wird (in den 40 Jahren die ich corridas besuche habe ich es ein einziges Mal erlebt). Wenn es jedoch umgeworfen wird kommt es oft nur mit Hilfe wieder hoch, dies liegt jedoch an der Behinderung durch den peto.

    Jede cuadrilla hat zwei picadores, die sich abwechseln. Der "aktive" picador stellt sich auf der Gegenseite des toril auf und der matador führt ihm den Stier zu. Ziel ist es, dass der Stier den picador angreift, der ihm seine Lanze (pica, puya oder vara - es gibt verschiedene Ausdrücke) in den Nacken stösst. Ohne diesen Stich wäre es dem matador später unmöglich, den Stier zu töten, da der Stier zu unruhig wäre und den Kopf nicht ruhig genug halten würde um mit dem Degen über die Hörner zu greifen. In heutiger Zeit sitzt die Spitze auf einem Kugellager, so dass der picador die puya nicht mehr drehen kann um dem Stier grössere Verletzungen zuzufügen als nötig.

    Der Stier muss den picador zweimal angreifen, jedoch kann der matador - wenn er das Gefühl hat, für den Stier reicht ein Angriff - den Präsidenten um den Wechsel bitten. Hierzu nimmt er die montera (seinen Hut) ab und gibt dem Präsidenten ein Zeichen. Das Teil mit den picadores wird vom Publikum nicht so gerne gesehen und oft werden sie ausgepfiffen.

     

    Die Banderillas

    Wieder kündigt ein Trompetensignal den nächsten Teil an, die banderillas. Dies sind Holzstäbe, umwickelt mit buntem Papier, mit Widerhaken, die der Stier in seinen Rücken gesetzt bekommt. Die Widerhaken haben eine Grösse von 3cm und der Sinn ist, ungleiches Zustechen mit einem Horn etwas auszugleichen. Der Widerhaken sitzt direkt unter der Haut und nicht wie oft fälschlich behauptet tief im Fleisch. Dies sieht man auch daran dass sie nicht aufrecht stehen bleiben, sondern hängen. Aufmerksame Beobachter werden jetzt sagen "klar, ca, 10cm über dem Haken knickt die banderilla auch ab!" Der Grund ist, dass es diesen Knick bis vor einigen Jahren noch nicht gab. So passierte es hin und wieder, dass es - wenn der Stier bei der Muletarbeit am matador vorbeirannte, schlimme Verletzungen beim matador durch die banderilla geben konnt, sie wirkte wie eine Peitsche. Ich selbst erlebte mal als ein matador fast erstickte durch einen Schlag der banderillas. Seit man die banderillas mit Knick erfand wurde diese Gefahr beseitigt.

    Der banderillero stellt sich in die Mitte des Platzes, ein paar Meter hinter ihm der matador, der den nächsten Stier bekämpft, als Sicherung. Der banderillero macht nun den Stier auf sich aufmerksam und rennt in dem Moment in einem Bogen los, wenn auch der Stier seinen Angriff beginnt. Beim Zusammentreffen springt der banderillero hoch und platziert die banderillas auf dem Rücken des Stiers. In der Regel werden drei Paar gesetzt, jedoch kann auch hier der matador um Verkürzung bitten wenn mindestens drei paar banderillas stecken.

    Hin und wieder sieht man auch einen matador selbst die banderillas setzen. Die banderillas des matador sind etwas kürzer, es dürfen keine anderen toreros als Helfer im ruedo sein und während er den Vorgang etwas ausschmückt spielt die Musik.

    Als Besonderheit kann man banderillas negras (schwarze banderillas) setzen. Sie haben eine Widerhakengrösse von 8cm, sind somit länger wie die normalen banderillas. Und diese acht Zentimeter spürt der Stier. Der Grund für diese Massnahme ist eine Angriffsverweigerung des Stiers. Es wird sehr, sehr selten und nur in plazas der ersten Kategorie - also Madrid, Sevilla etc. - angewandt

     

    Die Faena - das letzte Drittel

    Es ertönt das nun schon bekannte Trompetensignal. Bevor der matador mit seiner Hauptarbeit beginnt, kann er seinen Stier jemandem widmen, wobei er seinen ersten Stier dem Präsidenten widmen muss, ausser natürlich der König ist anwesend. Seinen zweiten Stier kann er - muss jedoch nicht - irgendjemandem widmen, einem Freund oder Bekannten, jemandem dem er sich verpflichtet fühlt oder einer Persönlichkeit (Filmstar, Fussballspieler etc.) Er sagt ein paar nette persönliche Worte und wirft demjenigen dann seinen Hut zu. Es war früher üblich, dass der so Geehrte sich beim matador mit einem Geschenk bedankte und manche goldene Uhr kam so in den Besitz eines matador.

    Er kann den Stier auch dem Publlikum widmen, dies darf er auch schon beim ersten Stier. In diesem Fall geht er in die Mitte des ruedo, und wirft dann den Hut über die Schulter in den Sand. Der Aberglaube sagt, liegt der Hut mit der Öffnung nach unten bringt dies Glück, liegt er mit der Öffnung nach oben bringt dies Unglück, es sieht aus wie ein geöffneter Sarg. So hört man in diesem Fall oft ein belustigtes Raunen im Publikum, da beide Seiten - matador und Publikum - dies heute nicht mehr so ganz ernst nehmen.

    Manchmal kann man beobachten wie jemand aus der cuadrilla Papierschnippsel in den Sand wirft. Dies dient dazu Wind und Windrichtung zu beobachten. Da der Stier ja auf die Bewegung des Tuches geht - und nicht auf die Farbe, er ist so gut wie farbenblind - ist Wind äusserst lästig und gefährlich und es ist fast unmöglich eine gute faena zu arbeiten wenn das Tuch vom Wind verblasen wird. Etwas Abhilfe schafft das an sich schon schwere Tuch durch benetzen mit Wasser noch schwerer zu machen. Ein Handycap, das vor allem plazas an der Küste haben.

    Nun beginnt die eigentliche Arbeit des matador mit dem roten Tuch, der muleta. Die muleta ist ein fast rundes Tuch, das über einem Holzstock hängt. Das Tuch ist rot, auf der Innenseite aber gelb - also in den spanischen Farben. Der Stier folgt den Bewegungen des Tuches. Der matador kann die muleta in die rechte oder linke Hand nehmen. Ausserdem hat er eine Degenattrappe, die bleibt immer in der Rechten, also der Stichhand. Hätte der matador jetzt schon den richtigen, schweren Degen würde ihm später die Kraft fehlen für den Todesstoss.

    Der Stier ist nun etwas ruhiger geworden, ein guter Stier greift aber immer noch an. Der matador hat nun zehn Minuten Zeit den Stier zu einem Punkt zu bringen wo er dem Tuch absolut folgt. Bei einer guten faena spielt die Musik. Der matador reiht Figur an Figur und beendet seine faena, nachdem er sich den echten Degen geholt hat, mit der estocada - dem Todesstoss. Dazu "stellt" er den Stier, das heißt der Stier muss gerade stehen und sollte die Vorderbeine zusammen haben, damit die Schulterblätter offen sind. Steht der Stier breitbeinig sind die Schulterblätter geschlossen und es ist unmöglich mit dem Degen einzudringen. Der matador lenkt den Stier mit der linken Hand rechts an seinem Körper vorbei und sticht mit rechts - also über Kreuz. Die Stelle, die den sofortigen Tod zur Folge hat ist Briefmarkengross. Entgegen der landläufigen Meinung muss er nicht das Herz treffen sondern die Hauptschlagader durchtrennen, was - richtig ausgeführt - zum sofortigen Tod führt. Oft trifft der matador aber auf einen Knochen und er muss mehrmals stechen. Einen Fehlstich verzeiht das Publikum meist und gibt das durch Applaus bekannt, wobei er in einer 1.Kl.plaza bereits seine Trophäen verloren hätte. Allerdings bei mehr wie einem Fehlstich schlägt die Sympathie des Publikums schnell um.

    Fällt der Stier nicht gleich, kann aber keinen richtigen Angriff mehr machen, kommt der verduguillo (auch: descabello) zum Einsatz für einen Gnadenstoss ins Genick. Dies ist ein Degen mit einer kleinen Querstrebe an der Spitze. Um ganz sicher zu gehen dass der Stier tot ist setzt ein banderillero noch einen Gnadenstoss mit der puntilla, einem kleinen Metzgermesser.

    Vom Beginn des Kampfes bis zum Tod hat es höchstens zwanzig Minuten gedauert. Aus zwei Gründen darf ein Kampf nicht länger dauern - erstens verspürt der Stier über diese Zeit durch den erhöhten Adrenalinausstoss keine Schmerzen und zweitens würde der Stier nun lernen, dass sein eigentliches Ziel nicht das Tuch sondern der Mensch ist. Hin und wieder lernt ein Stier schon etwas früher, was für die toreros gefährlich werden kann. Ist der Stier nach zwanzig Minuten nicht tot wird der matador mit einem aviso - einer Warnung - darauf aufmerksam gemacht, dies hört man durch ein Trompetensignal. Nach weiteren zwei Minuten folgt das zweite aviso und eine Minute später das dritte und letzte. Nun muss der matador den ruedo verlassen, der Stier wird raus geholt und vom Metzger getötet oder direkt mit einem Gnadenstoss erlöst. Dies ist wohl die schlimmste Schmach für einen matador.

    Ist das Publikum zufrieden mit dem Kampf schwenkt es weisse Taschentücher, damit verlangt es beim Präsidenten ein Ohr (oreja) des Stieres für den matador, als Steigerung beide Ohren oder - wenn er ganz gut war - noch den Schwanz (rabo). Bis etwa mitte des letzten Jahrhunderts gab es als weitere Steigerung noch einen Fuss, dies wurde aber verboten. In früheren, schlechten Zeiten bekam der matador als Prämie einen Teil des Fleisches vom Stier zugesprochen, je nach dem wie erfolgreich er kämpfte. Das Symbol dafür waren die Ohren, um anzuzeigen wieviel ihm zusteht.

    Hat er mindestens zwei Ohren im Kampf bekommen (normalerweise bekämpft jeder matador pro Kampf zwei Stiere) hat er das Recht auf den Schultern aus der Arena getragen zu werden, wobei in grossen plazas wie Madrid oder Sevilla noch unterschieden wird ob er zur "torero-Tür" - durch die die toreros die Arena betreten - oder durch das Hauptportal darf.

    In den wöchentlich erscheinenden Fachzeitschriften werden immer Statistiken veröffentlicht wieviele Ohren ein matador in dieser Saison verbuchen konnte. Da die Vergabe aber sehr subjektiv ist und es nur auf den jeweiligen Präsidenten der corrida ankommt ist es fast wie beim Eislaufen oder Tanzen - die Meinungen, ob die Ohren gerechtfertigt waren oder nicht gehen oft sehr auseinander. Zudem gibt es in 2. oder 3.-Klasse-Arenen eher ein Ohr wie in 1.-Klasse-Arenen, so sind diese Statistiken nur bedingt aussagekräftig.

    War der Kampf nicht so erfolgreich, wird es bei einer vuelta (Ehrenrunde) mit aplauso belassen, oder gar silencio, man geht schweigend darüber hinweg. Seinen Unmut gibt das Publikum mit pitos (Pfiffen) oder gar bronca (Schmährufe) bekannt.

     

    Rejoneo

    Ein rejoneo ist die ursprüngliche Form des Stierkampfes, der Stierkampf zu Pferd. Der Ablauf ist der Selbe, nur anstelle matador kämpft der rejoneador, der Reiter. Anstelle capa oder muleta wird das Pferd eingesetzt und die banderillas werden vom Pferd aus gesteckt. Anstelle picador benutzt der rejoneador den rejón, eine Eisenspitze, die an einem Holzstab mit Sollbruchstelle befestigt ist. Steckt die Spitze bricht der Stab ab. Zum Schluss wird der Stier mit dem rejón de muerte - einem rejón mit grösserer Spitze - getötet.

    Die Pferde sind im Gegensatz zu den Pferden der picadores ungeschützt, sollten jedoch nicht vom Stier getroffen werden. Ein rejoneador benutzt pro Stier drei bis vier Pferde, der Grund ist die Aufregung des Pferdes einerseits und die Dressur andererseits. Viele aficionados lehnen den rejoneo ab, vor allem weil der Stier - der ja von der Weide an Reiter gewöhnt ist - den rejoneador nicht als Feind ansieht. Als Pferde- und Dressurfreund sollte man sich jedoch unbedingt ein rejoneo ansehen. Es gibt corridas nur mit rejoneadores oder ein rejoneador kämpft bei einer "normalen" corrida einen oder zwei Stiere.

     

    Tipps zum Besuch eine corrida de toros

    In der plaza de toros von El Puerto de Sta. María gibt es eine berühmte Kachelnformation, mit der Inschrift "QUIEN NO HA VISTO TOROS EN EL PUERTO, NO SABE LO QUE ES UN DIA DE TOROS." (Wer keine Stiere (im Sinn von corrida) in El Puerto gesehen hat weiss nicht was ein Tag der Stiere ist.)

    Sie enthält eine grosse Wahrheit - ein Tag der Stiere. Um ein corrida zu sehen und zu erleben braucht es gewisse Vorbereitungen, die natürlich unterschiedlich sind - je nachdem ob man seine erste corrida sieht, bereits aficionado ist oder selbst als torero involviert ist. Letztere werden diese Seite kaum lesen, aficionados wissen wovon ich rede, aber für den Leser der zum Erstenmal eine corrida sehen möchte sollen ein paar Ratschläge helfen, dass die Sache positiv erlebt wird und nicht mit einer Enttäuschung endet.

    Auf jedenfall sollte man sich erst etwas einlesen und versuchen mit der Sache vertraut zu machen. Wer gänzlich unverbereitet zu den Stieren geht wird in den meisten Fällen enttäuscht werden.

     

    Wie erfahre ich wo corridas stattfinden?

    In der Tagespresse und vor allem durch Plakate, die an den möglichsten und unmöglichsten Orten angebracht werden. Hier liest man auch, um was für eine Art corrida es sich handelt:

    corrida de toros = ein Stierkampf mit matadores und ausgewachsenen Stieren

    novillada = ein Stierkampf mit Jungmatadoren und etwas kleineren Stieren

    novillada sin picadores = ein Stierkampf mit Anfängern, die Stiere sind zu klein/jung für picadores.

    rejoneo = ein Stierkampf zu Pferd

    festival = ein Stierkampf mit jungen, kleinen Stieren, meist eine Benefizveranstaltung. Die toreros tragen nicht die traje de luces sondern die andalusische Tracht. Es kann sich sehr wohl um bekannte matadores handeln, oft auch ältere, die sonst nicht mehr aktiv sind.

    Eine Vorschau gibt es auch jeweils in den führenden Wochenzeitschriften über die corrida de toros, Aplausos oder 6Toros6.

     

    Tickets / billetes

    Karten kauft man an den bezeichneten Vorverkaufsstellen, (oft ist es eine Bar - in einem Dorf kann es auch schon mal der Pfarrer sein) oder direkt an der plaza. In grossen Städten wie z.B Sevilla besorgen einem in der Regel auch die Hotels Karten. Direkt vor der corrida kann man noch Karten an der plaza kaufen - es sei denn es heisst no hay billetes - es ist ausverkauft, was vor allem an ferias vorkommen kann.

    Bei grossen Ferias (z.B. Fallas Valencia, Feria de Abril in Sevilla oder bei San Isidro in Madrid) ist es fast aussichtslos am gleichen Tag ein billete zu bekommen. Da bleibt einem nur der Schwarzmarkt, wobei bei corridas mit grosser Nachfrage, also mit den Stars die Schwarzmarkpreise ins astronomische steigen.

    Bei den Sitzplätzen unterscheidet man zwischen den teureren Schattenplätze (sombra), die meist auch etwas näher am Geschehen sind, und die preiswerteren Sonnenplätze (sol), in einigen grossen Arenen gibt es auch sol y sombra. Normalerweise wird man tendido (Rang) kaufen, barrera ist die sehr teure erste Reihe. Es gibt auch Plätze ganz oben, die je nach plaza unter den unterschiedlichsten Namen verkauft werden. Da eine plaza de toros keine Säulen hat ist die Sicht überall uneingeschränkt, ausser vielleicht oben unter den Arkaden. Ausnahme - die berühmte, sehr alte plaza von Ronda, hier gibt es Säulen bis zur ersten Reihe, die Sicht ist ziemlich eingeschränkt. Die Plätze sind eingeteilt nach Rang-Nummer (also z.B tendido 1, tendido 2 etc.) und Platznummern. Es gibt plazas wo auf der einen Seite die ungeraden Nummern und auf der anderen Seite die geraden sind, ähnlich dem Hausnummersystem. Man muss sich also keine Gedanken machen wenn man z.B. die Plätze 43, 45 und 47 hat, es sind fortlaufende Nummern. In kleinen plazas der 3. Kategorie kann es auch vorkommen dass die Plätze nicht nummeriert sind, hier empfiehlt sich sehr frühzeitiges Erscheinen.

    Es ist - besonders Sonntags und bei ferias in der Stadt - üblich, sich sonntäglich zu kleiden, wobei die jüngeren Leute hier auch schon eher leger gekleidet sind. Über Touristen allerdings mit nacktem Oberkörper und Bikinioberteil lächelt man nachsichtig, empfindet es aber allgemein den toreros gegenüber und dem Stier - um dessen Tod es immerhin geht - als unhöflich. In der sombra ist man so absolut "underdresst". Damen empfehle ich Hosen, oft ist sehr wenig Platz und man muss breitbeinig sitzen.

    Mit grossen Rucksäcken kann es auf den Rängen sehr eng werden!

     

    Kann ich mein Kind mitnehmen?

    Im Prinzip ist dagegen nichts einzuwenden. Spanische Kinder wachsen natürlich mit den Bildern auf, wärend es für "unsere" Kinder eine fremde Welt ist. Man hat psychologische Untersuchungen bei Kindern gemacht, die regelmässig an corridas gehen und keinerlei Verhaltensstörungen oder ähnliches feststellen können. Trotzdem kam es zu Katalonien zu einem Verbot, Kinder unter 14 Jahren dürfen in dieser Region nicht an corridas.

    Kleine Kinder langweilen sich bei einer zwei- bis dreistündigen corrida oft, zumal das Geschehen für sie auch recht weit weg ist, finden dann aber auch oft Unterhaltung bei der Beobachtung des nächsten Publikums. Natürlich ist es schwer, wenn Fragen von Kindern kommen, auf die man selbst keine Antwort hat, aber wenn man den Kindern erklärt, dass man es selbst nicht weiss, geben sie sich damit zufrieden - man könnte ja das Angebot machen, dass man versucht sich später zusammen noch darüber zu informieren. Ich habe aber noch nie gehört, dass ein Kind nach einem Besuch einer corrida begann einem Tier Schmerz zu zufügen. Kinder können sehr wohl unterscheiden zwischen dem Geschehen in der der plaza und ihrem eigenen Umfeld.

    Meine Kinder sind es von klein auf gewohnt an corridas zu gehen und ich konnte nie einen negativen Einfluss auf ihr Verhalten gegenüber Tieren feststellen. Als sie grösser wurden und ihnen die Sache bewusster wurde haben sie sehr wohl viele Dinge hinterfragt. Heute im Teenageralter ist mein Sohn ein grosser aficionado, wärend meine Tochter höchstens ein bis zwei ausgesuchte corridas im Jahr besucht, jedoch hat auch sie ein grosses Wissen.

     

    Es geht los!

    Der Tag der corrida de toros ist da! Man sollte möglichst frühzeitig zur plaza kommen, vor allem wenn man mit dem Wagen da ist. Vielleicht muss man sich ja auch noch ein Ticket kaufen. Ausserdem beginnt in Spanien nichts so pünktlich wie eine corrida de toros. Man sollte noch etwas Zeit haben, um die plaza bummeln, sehen und gesehen werden ist nun bei der einheimischen Bevölkerung angesagt. Ganz wichtig - noch eine copita (ein Gläschen) in der nächsten Bar ist ein Muss. Wahrscheinlich ist sie bereits übervoll, davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, zur Bar durchschlängeln! Gestärkt sucht man dann seine Plätze auf - mein Rat: frühzeitig, denn den richtigen Eingang und die richtigen Plätze zu finden ist - je nach plaza - manchmal selbst für geübte corrida-Besucher eine Herausforderung! Meist sind einem aber Platzanweiser behilflich (ein kleines Trinkgeld ist willkommen!).

    In vielen plazas gibt es Sitzkissen zu leihen, der Erlös kommt meist dem Roten Kreuz zu Gute. Sollte man unbedingt tun, zwei bis drei Stunden auf einer Steinbank kann im wahrsten Sinne des Wortes hart werden.

    Und jetzt kann es endlich los gehen - der Sitznachbar rammt Dir seinen Ellbogen in die Rippen, die Lady hinter Dir piekst Dir ihre spitzen Knie in den Rücken, Du sitzt breitbeinig da, denn der Wohlbeleibte vor Dir sitzt zwischen Deinen Beinen, aber er vernebelt Dir sowieso die Sicht mit seinem puro (Zigarre) und die Dame zu Deiner Rechten treibt Dich zum Wahnsinn, wobei Du Dir aber nicht sicher bist - ist es das konstante Fächergewedel oder die Goldarmreifen, die dabei nervtötend klimpern - mit anderen Worten: die Atmosphäre ist einmalig!

     

    Wörter und Ausdrücke

    alguaciles - Vertreter des Präsidenten im ruedo

    alternativa - Zeremonie, bei der ein novillero in den Stand des matador erhoben wird.

    banderillas - mit buntem Papier umwickelte Stäbe mit einem kleinen Widerhaken, der unter die Haut des Stieres gesteckt wird, um einseitiges Stossen des Stieres auszugleichen

    banderillero - Helfer des matador, er setzt auch die banderillas, ausser der matador macht dies selbst

    barrera - Plätze in der ersten Reihe

    brindis - Widmung

    burladero - Schutzwand für die toreros

    callejón - Gang um das Sandrund, das man durch die burladeros betritt. Im callejón halten sich alle Aktiven auf. Ganz alte plazas haben keinen callejón.

    capa, auch capote - pinkfarbenes Tuch in Form eines Umhangs (capa), es wird von den banderilleros benutzt, sowie von den matadores in den ersten beiden Drittel des Kampfes

    cartel - das Plakat

    un buen cartel - wörtlich ein gutes Plakat = es treten gute matadores auf, ein gutes Programm

    coleta - das Zöpfchen (Zunftabzeichen) der toreros

    cortar la coleta - den Zopf abschneiden, im Sinne von er hört auf, hängt seinen Job an den Nagel.

    cornada - Verletzung durch das Horn

    corrida de toros - der Stierkampf

    cuadrilla - die Mannschaft des matador, bestehend aus zwei picadores, drei banderilleros und einem mozo de espada

    descabello - ähnlich einer espada, für den Gnadenstoss

    diestro - Ausdruck für einen guten matador

    divisa - Farben und Brandzeichen der Zucht

    enfermería - Unfallstation

    espada, auch estoque - der Degen (auch für den matador wird der Ausdruck espada gebraucht)

    faena - die Hauptarbeit, die der matador im letzten Teil des Kampfes mit der muleta ausführt

    festival - corrida zu Ehren von jemanden oder auch als Benefizcorrida. Die toreros tragen nicht die traje de luces sondern andalusische Tracht

    ganadería - Zucht

    lleno hasta la bandera - wörtlich: voll bis zur Fahne. In grossen plazas sind die obersten Ränge überdacht und meistens wehen da Fahnen. Ist die plaza ausverkauft sitzen oft noch ein paar Mutige beim Fahnenmast, daher dieser Ausdruck für eine ausverkaufte corrida

    matador - von matar - töten. Er ist der Chef, der den Stier mit der faena "bearbeitet" und tötet

    mayoral - Verwalter der Zucht. Er begleitet die Stiere von der Zucht zur plaza und ist für die korrekte Übergabe verantwortlich.

    mozo de espadas - wörtlich Degenjunge, er hilft dem matador beim Ankleiden und reicht ihm während des Kampfes die benötigten Utensilien. Er ist auch zuständig dafür, dass bis zum nächsten Kampf alles wieder sauber und in Ordnung ist.

    muleta - das rote Tuch, das der matador bei der faena benutzt. Es ist aussen rot und innen gelb, nach der spanischen Flagge. Da der Stier farbenblind ist, ist die Farbe egal, früher waren die muletas weiss.

    novillada - corrida mit Jungmatadoren (novilleros) und jungen Stieren (novillos)

    novillero - Jungmatador

    novillo - Jungstier, ca. 4 Jahre alt, wird von novilleros bekämpft

    oreja - Ohr - wird nach einem guten Kampf als Trophäe dem matador verliehen (ein oder zwei Ohren)

    paseíllo - der Einzug zu Beginn der corrida

    peto - Matratzenartiger Schutz des Pferdes des picador

    pica oder puya - Lanze des picador

    picador - Reiter, der den Stier mit einer Lanze (pica oder puya) empfängt. Sein Pferd wird mit einem peto - einer Art Matratze - geschützt

    plaza portátil - kleine Stierkampfarena, die man wir ein Zirkuszelt aufbauen kann - wird oft in kleineren Orten ohne eigene Arena benutzt

    plaza de toros - Die Arena (arena heisst auf spanisch Sand, dieses Wort wird nicht für den Bau benutzt)

    rabo - Schwanz - wird als Trophäe nach zwei Ohren dem matador verliehen

    rejoneador - Stierkämpfer zu Pferd (nicht zu verwechseln mit dem picador!). Der rejoneador macht die gleiche Arbeit wie der matador, jedoch vom Pferd. Gekleidet ist er in der andalusischen Tracht, als Portugiese in alter höfischer Tracht mit Dreispitz.

    ruedo - das Sandrund

    sol - Sonnenplätze

    sombra - Schattenplätze

    sol y sombra - in manchen Arenen gibt es sol y sombra Plätze, da sitzt man die erste Hälfte in der Sonne und die zweite Hälfte der Zeit im Schatten.

    taquilla - Kartenverkaufsschalter

    tendido - Sitzplätze auf Rängen

    torero - Stierkämpfer, schliesst alle ein, die mit Stierkampf zu tun haben (Vorsicht: auf deutsch oft falsch als "Torrero" mit zwei r geschrieben, ein Torrero ist aber ein Turmwächter!)

    toril - Stall mit Einzelboxen für die Stiere

    toro - ausgewachsener Stier, wird nur von matadores bekämpft

    traje de luces - "Lichttracht", die Tracht der toreros

    ¡vamos a los toros! - wörtlich lasst uns zu den Stieren gehen! - wir gehen zur corrida

    voltereta - Überschlag, Unfall eines torero ohne Verletzung

    vuelta al ruedo - Ehrenrunde des matadors oder auch des Stieres

    Bearbeitet von Joaquin


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    Empfohlene Kommentare

    Der Stierkampf ist ein sehr umfangreiches Thema. Vorallem fängt es mit dem Stier an. Auf den riesigen Weiden, grasen nicht nur einfach Rindviehcher, sondern jahrelang selektierte Stier und Kühe, die eine Ahnenreihe haben. In ihren Zuchtbüchern halten die Ganaderos (Züchter) vom Tag der Geburt bis zum Tod alles über das Tier fest. Die Farbe wird bis ins kleinste Detail beschrieben, es gibt nicht nur schwarze Toros.In Spanien sind die Züchter mit den Blutlienen der Familie Domecq, zur Zeit am erfolgreichsten. Am Stier hängen die Arbeitsplätze von zig Familien, die seit Generationen in den Fincas arbeiten. Zum Torero gehört eine Equipe, Cuadrilla genannt, das sind nochmals gut 5 Familien, die davon leben. Das Personal der Plaza de Toros und das gesammte Hotel und Gastronomiegewerbe, mit all ihren Arbeitsplätzen, zu Zeiten der Ferias.

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    Ich bin auf ganzer Linie gegen den Stierkampf und lasse mich von Totschlagargument "Arbeitsplatz" nicht beeindrucken. Wenn jede Perversität mit Arbeitsplätzen gerechtfertigt würde, dann hätte ich ein paar ganz ekelige Beispiele. Aber die will ich hier mal lassen.

     

    Stierkämpfe gehören zur spanischen Kultur, so wie viele andere Dinge auch, und sie müssen einem ja nicht unbedingt gefallen. Bei aktivem Verletzen von Tierrechten darf man aber auch nicht schweigen, so wie es einige Verbände hier in Spanien eben auch nicht tun.

    Sicherlich ist es schwer in einem Land, in dem der König im Jahre 2012 Elefanten ermordet, jährlich die Conquista gefeiert wird und es den zweitmeisten Fleischkonsum der Erde gibt, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, das auch Stiere Lebewesen sind, die nicht gequält werden sollen. Dennoch gehört es in meinen Augen zur Globalisierung, die Rechte von Menschen und Tieren in der Welt zu verbreiten.

    Wenn es um die Finanzmärkte geht, die da so schön globalisiert werden, fragt auch kein Mensch danach, ob im Land X der Tauschhandel vielleicht Tradition hat, oder viele andere Dinge die im Westen ausgebrütet und im Süden geboren werden.

    Deshalb sollte es gerade im "Spanien Forum" scharf kritisiert werden, was da in Spanien passiert!

    Und natürlich gibt es Leute, auch Deutsche, die den Stierkampf interessant finden, und aufgrund seiner kulturellen Bedeutung/Identität wertschätzen. Da muss ich entgegenhalten, dass Unrecht immer Unrecht bleibt, und sich deshalb Kulturen auch verändern und wachsen. Einsicht ist schon immer ein Teil unseres Wachstums- und Anpassungsprozess gewesen - Ich hoffe auch der Stierkampf stirbt unter diesem Aspekt bald aus!

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    Korrigieren will ich hier die Aussage, dass Spanien der zweitgrößte Fleischkonsmnent der Welt ist. Eine Statistik welche dies besagt, stammte aus dem Jahr 2003. Die hierzu genannte Quelle zeigt für das Jahr 2009 jedoch auf, dass Spaninen nicht mehr unter den ersten zehn Fleischkonsumenten weltweit liegt und dies auch nicht mehr in Europa. Inwieweit hier ein Konsumentenwandel aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen oder der Finanzkrise hervorgerufen wurde, läßt sich ohne weitere Daten nicht fest stellen.

    Wenn ein Tier bei einer Jagd getötet wird, spricht man nicht von einem Mord, sondern vom erlegen. Ich halte es für wichtig, nicht durch die falsche Wahl von Worten und juristischen Begriffen, Tiere auf die selbe Stufe mit den Menschen zu stellen. Auch über ein Bewußtsein der Bevölkerung, im Zusammenhang mit der Jagd des Königs zu sprechen, halte ich für eine Argumentation als bedenklich. Eine derartige Argumentation könnte man genauso gut umdrehen und zum Beispiel Deutschland als größten Fleischproduzenten Europas (Stand 2011) ein fragwürdiges Bewußtsein bescheinigen, angesichts all dieser "Ermordungen" im Land.

    Angesichts des heiklen und wichtigen Themas, sollte wir bei der Argumentation, Wortwahl und Vorbringen von Statistiken, aktuell und sachlich agieren.

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    Hallo Joaquin,

     

    das stimmt, ich habe mittlerweile auch eine neuere Statistik zum Fleischkonsum gefunden. Der Konsum ist sicherlich auch wegen der Krise gesunken.

    Nur wenn ein Tier aus reiner Lust getötet wird, dann finde ich das Wort Mord weitaus passender, als erlegen oder sonstiges!

    Außerdem ist es sicherlich, außer für Sympathisanten dieser "Volkssportart", eine eindeutige und recht widerliche Form der Tierquälerei.

     

    Wie auch immer, ich hoffe Spanien verbietet diese brutale Unart bald, und sie wird Teil einer unsäglichen Geschichte dieses Landes.

     

    Wenn meine Wortwahl als drastisch angesehen wird, dann lässt sich darin mein Unverständnis ablesen, dass diese Quälsportart hier so unreflektiert mit schönen Fotos verherrlicht wird.

     

    c.

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    Vielen Dank für diesen äußerst informativen Bericht. Ich stieß per Zufall auf ihn, als ich ein paar Begriffe aus Hemingways „Tod am Nachmittag“ nachschlagen wollte (da wusste ich noch nicht, dass er eine Begriffserklärung an‘s Ende des Buches angehängt hat).

    Interessant auch, dass es beim Stierkampf (so lese ich das da heraus) vor allem um korrekt und anmutig ausgeführte Maneuver geht, bei denen sich der Matador absichtlich in größere Gefahr begibt und das Publikum Matadore, die auf „Nummer sicher“ gehen auch dann nicht unbedingt goutiert, wenn alles regelkonform abläuft.

    Falls Du das Buch kennen solltest: Würdest Du sagen, all das ist heute im Wesentlichen noch genau wie damals – speziell die vielen verletzten/toten Toreros?

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